Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

20. Juni 2018, 18:00 Uhr

0847

Franz Grabmayr*

(Pfaffenberg b. Obervellach/Kärnten 1927 - 2015 Wien)

„o.T.“
1980
Öl auf Leinwand; gerahmt
101 x 101 cm
Rückseitig signiert und datiert: Grabmayr 1980

Provenienz

direkt vom Künstler erworben;
Privatbesitz, Wien

Schätzpreis: € 15.000 - 25.000
Ergebnis: € 33.000 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Franz Grabmayrs Bilder sind unverkennbar, es ist die Natur in ihrer Essenz, die er versuchte, auf die Leinwand zu bannen. Seine Motive sind die Elemente: Wasser, Feuer, Himmel, Erde wie sie in der Natur vorkommen. Seine, wie er selbst sagte, sehr glückliche Kindheit am Land in Kärnten führte zu einer tiefen Naturverbundenheit und ist in seinen Bildern unmittelbar zu spüren: Berge und Felsen, Wurzeln, alte Bäume, Kornmandeln und Sandgruben, Wasserfälle, Felsen und Flüsse sind seine Motive, für die er seine Staffelei stets im Freien aufstellte, um die Atmosphäre, den Wind, die Bewegung, die Gerüche einfangen zu können.

Grabmayrs enge Naturverbundenheit äußerte sich auch in der Wahl seiner Lebensräume: 1964 zog er in das leerstehende Schloss Rosenau im Waldviertel, später in einen Vierkanthof bei Zwettl, wo er in einfachsten, geradezu zivilisationsfernen Verhältnissen mit seiner Familie lebte und arbeitete. Hier war er seinen Motiven so nahe wie möglich und konnte sich entfalten. Charakteristisch für seine Malerei ist die zuweilen bis ins Extreme getriebene Pastosität seiner Ölbilder: Vor allem mit der Spachtel, manchmal auch mit breiten Pinseln trug er die verdickte Farbe, die er selbst mit viel Pigment und Eiern mischte, auf die Leinwand auf, sodass extrem haptische Bilder entstanden. Häufig mischte er den Ölfarben auch Stroh, Sand oder Asche zu, um sie zu verfestigen. In mehreren Schichten wurden die Farben dick übereinander aufgetragen und so die Zweidimensionalität aufgebrochen, seine Bilder ragen reliefartig in den Raum hinein bis zur Verselbstständigung der Farbe. Ab 1970 entstanden neben den Landschaften und Naturbildern auch die „Tanzbilder“, in denen sich der Maler intensiv mit Bewegung und Dynamik auseinandersetzte und in verschiedenen Techniken sowohl im Ballett und im Atelier als auch in der freien Natur mit Modellen zusammenarbeitete. Ab 1980 kamen mit seiner „fahrenden Werkstatt“ - Grabmayr montierte seine Staffelei auf dem Anhänger eines Traktors und ließ sich um große, lodernde Feuerstätten herumführen, während er diese malte - die „Feuerbilder“ hinzu. In nächtlichen Sessions verbanden sich Tanz und Feuer, die er so in einer Rundumsicht studieren konnte, zu einem rauschhaften Höhepunkt in seinem Schaffen. Nicht umsonst erhielt Grabmayr den Beinamen „Maler der vier Elemente“. Als Inspirationsquelle und großes Vorbild sprach Grabmayr immer wieder von Cezanne, dessen Bilder er intensiv studierte. Von den österreichischen Malern sind es besonders die Expressionisten Herbert Boeckl und Oskar Kokoschka, die er in den Belvedere-Galerien studierte und denen er sich verwandt fühlte, Boeckl war es auch, der ihn drängte, sein Diplom zu machen. Aber auch die Fauves und die Maler der „Brücke“ waren wichtig für ihn. Obwohl sein Werk größtenteils in ziemlicher Abgeschiedenheit entstand, gibt es zahlreiche zum Teil bewusste, zum Teil zufällige Parallelen zu wichtigen Werken der zeitgenössischen Kunstgeschichte, wie den Ritualen des Wiener Aktionismus, der Land-Art oder den Material-Bildern Anselm Kiefers. Grabmayr gilt als wichtiges Vorbild für die Junge Wilde Malerei der 1980er Jahre. (Ina Waldstein)