0872
Max Weiler*
(Absam bei Hall i. Tirol 1910 - 2001 Wien)
„o.T.“
1989
Eitempera und Graphit auf Leinwand; gerahmt
41 x 30,5 cm
Signiert und datiert rechts unten: Weiler 89
Provenienz
Privatbesitz, Wien
Schätzpreis: € 25.000 - 45.000
Meistbot: € 30.000
Auktion ist beendet.
Nachdem Max Weiler im Jahr 1981 seine Professur an der Wiener Akademie niedergelegt hat, beginnt eine intensive Werkphase. Obwohl bereits ein gewaltiges Œuvre entstanden war, ist die Schaffenskraft des über 70-jährigen Künstlers ungebrochen, im Gegenteil jugendlich und frisch voll neuer Tatenkraft startet er noch einmal durch. Dabei kann er auf einen reichhaltigen Formenschatz zugreifen, den er mit beeindruckender Souveränität zu handhaben weiß. Leuchtende Farben in prächtiger Vielfalt erobern ab Mitte der 1980er Jahre die Leinwand. Die Strukturierung der Bilder wird Vorbildern aus der Natur überlassen: so begegnen wir dem Berg, der Wolke, der Blume, dem Baum, dem Garten, dem Wald, dem Wind oder dem Gewächs. Das Wachstum in der Natur, das Werden und Vergehen, die unterschiedlichen Jahreszeiten und Wetterstimmungen spielen eine wesentliche Rolle.
1989 malt der Künstler mit Eitempera vorliegendes Leinwandbild. Wie Stalaktiten oder Stalagmiten dominieren zwei blumen- oder baumähnliche Formen vertikal die linke Bildhälfte. Man weiß nicht, wachsen sie von unten empor oder hängen sie von oben herab, ebenso wie man ein Oben und Unten, ein Rechts und Links nicht genau bestimmen kann. Erdtöne, die als farblicher Anhaltspunkt Grund und Boden signalisieren, sind an allen Bildrändern zu finden. Blaue Farbkleckse flattern Schmetterlingen gleich über die Bildfläche, keine Form scheint an ihrem momentanen Standort fixiert, alles ist in Bewegung, einer permanenten Veränderlichkeit unterworfen. Zarte Umrisslinien in Graphit bilden ein Gerüst, das die Formen einzuhalten versucht, aber doch nur als möglicher Vorschlag für eine genaue Verortung dient. Spielerisch setzt Weiler die „Naturdinge in Kategorien der Farbe“ (Gottfried Boehm, Der Maler Max Weiler. Das Geistige in der Natur, Wien 2001, S. 350) um. Dabei geht er über die Beschreibung einer alltäglichen Wahrnehmung weit hinaus und macht „ansonsten Unsichtbares, den inneren Nexus der Kraft in der Natur sichtbar.“ (Boehm, S. 388) (Sophie Cieslar)