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Gustav Klimt
(Wien 1862 - 1918 Wien)
„Bildnis einer Dame“
um 1900
schwarze Kreide auf Papier
44,6 x 30,5 cm
Nachlass-Stempel rückseitig
Provenienz
aus dem Nachlass des Künstlers;
Privatbesitz, Wien
Literatur
Alice Strobl, Gustav Klimt, Die Zeichnungen 1878-1903, Bd. I, Salzburg 1980, WV-Nr. 718, Abb. S. 212
Schätzpreis: € 25.000 - 50.000
Ergebnis: € 33.280 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.
Mit fließenden Konturen der schwarzen Kreide erfasst Klimt das Gesicht, die ausladende Frisur und die Bekleidung eines unbekannten, als Brustbild wiedergegebenen Modells. Das etwas von unten gesehene, in einen hohen Kragen gehüllte Profilgesicht zeigt sich in einer leichten Dreiviertelstellung; diese räumlich komplexe Position erinnert an die Figuren des als Deckenbild konzipierten Auftragswerks „Medizin“, das Klimt im Frühjahr 1900 erstmals in der Secession präsentiert hat. Durch die strenge Konzentration auf die Umrisslinien und den gleichzeitigen Verzicht auf schattenbildende Binnenzeichnung unterscheidet sich das hier gezeigte Blatt jedoch wesentlich von den für die „Medizin“ gezeichneten Studien. In dieser Arbeit ist bereits die „Stilwende“ spürbar, die sich bei Klimt um 1900 vor allem unter dem Einfluss der Linienschöpfungen des niederländischen Symbolisten Jan Toorop vollzog und die bald darauf im „Beethovenfries“ (1901/02) ihre höchste Erfüllung finden sollte.
In dieser Bildniszeichnung, die keinen Zusammenhang mit einem Gemälde aufweist, bildet das linke Auge mit der hellen Iris und dem dunklen Punkt der Pupille den Fokus; zur Intensität des Blickes, der an manche symbolistische Frauengestalt des Künstlers erinnert, trägt die kräftig akzentuierte Kurve der Braue wesentlich bei. Der Mund öffnet sich leicht wie zum Sprechen; diese Balance zwischen dem Lebendigen, Momentanen und dem strengen Fixiert-Sein der Figur in der Fläche macht die einmalige Qualität vieler Klimt-Studien aus.
(Marian Bisanz-Prakken)