Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

19. Juni 2018, 18:00 Uhr

0459

„Niederösterreichische Landschaft“
1960-1969
Öl auf Leinwand
63 x 93 cm
Monogrammiert rechts unten: LB
Rückseitig am Keilrahmen bezeichnet: "Staatspreis"

Provenienz

Sammlung Fogarassy, Graz;
österreichischer Privatbesitz

Ausstellung

1978 Wien, Galerie Würthle, Nr. 17a

Literatur

Berthold Ecker, Leopold Birstinger 1903-1983, Melancholie und Paradies, Katalog Leopold Museum, Wien 2003, WV-Nr. G 291

Schätzpreis: € 12.000 - 24.000
Ergebnis: € 18.480 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Der 1903 in Wien geborene Leopold Birstinger führte ein zurückgezogenes Leben. Auch wenn Otto Mauer zu seinen frühesten Freunden zählte, stand er der Wiener Avantgarde distanziert gegenüber. Die abstrakte Kunst lehnte er stets ab. Birstinger begann 1926 an der Akademie der Bildenden Künste bei Karl Sterrer zu studieren, wo er auf Rudolf Szyszkowitz, Karl Weiser und Max Weiler traf, die bald gemeinsam mit Birstinger zum engeren Zirkel der so genannten Neulandkünstler gehörten. Schon früh entwickelte Birstinger einen ausgeprägten, persönlichen Stil und richtete den Fokus seines künstlerischen Interesses auf seine eigene Empfindungswelt, für die es galt, bildnerische Äquivalente zu finden. Nach Abschluss seines Studiums ging er 1934 für ein Jahr nach Italien. Prägend wurde für ihn jedoch nicht die italienische Kunst, sondern der Fauvismus, mit dem er sich während seines Italienaufenthalts erstmals eingehend auseinander setzte.

Die Affinität zu Henri Matisse und André Derain wird ab den 40er Jahren besonders deutlich: mehr und mehr avanciert die vom Naturvorbild emanzipierte Farbe zum zentralen Element der Bildkomposition. Figur und Umraum sind mittels Farbresonanzen in Beziehung gesetzt. Während der frühe Birstinger sich vor allem auf die Darstellung des Menschen konzentriert, gewinnt im späteren Schaffen das Landschaftsbild an Bedeutung. Unbeeindruckt von den dominierenden Avantgarde-Strömungen steigert er die Intensität seines expressiven Kolorits.

1945 scheiterte Birstinger mit einer Bewerbung um eine Professur an der Wiener Akademie. Seine erste Personale konnte er erst 1948, im Alter von 45 Jahren, in der Galerie Würthle präsentieren. Doch auch sie brachte für ihn nicht den erhofften Erfolg. Mit den Jahren hielt er sich schließlich ganz von der Öffentlichkeit fern, ohne jedoch an Schaffenskraft einzubüßen. Zwischen 1960 und 1983 entstanden mehr als die Hälfte aller Gemälde. (Claudia Mörth-Gasser)