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Auktion: Zeitgenössische Kunst

06. Dezember 2017, 18:00 Uhr

Objektübersicht
Objekt

0677

Hans Bischoffshausen*

(Feld am See/Kärnten 1927 - 1987 Villach)

„Erscheinung“
1969
PVC auf Hartfaserplatte; ungerahmt
74,5 x 39,5 cm
Rückseitiger Nachlassstempel

Provenienz

österreichischer Privatbesitz

Schätzpreis: € 25.000 - 50.000

Von reinem Weiß als Grundton ausgehend, evoziert Hans Bischoffshausen in diesem charakteristischen Werk der 1960er Jahre durch ein am Bildrand aufsteigendes Relief aus Kreisen je nach Lichteinfall und Schattenwirkung eine visuelle, aber auch haptisch motivierte „Erscheinung“. Die Reduktion der zweidimensionalen Malerei auf eine monochrom aufgetragene Nicht-Farbe, die zugleich alles ermöglicht, erhält durch den gezielten Eingriff in die Oberfläche im eigentlichen Sinn eine zusätzliche Dimension. Bewegung und Wandel sind das Resultat, das eine vielschichtige Wahrnehmung des zwischen Malerei und plastischem Objekt changierenden Werkes erlaubt. Werkgruppen oder Zyklen, wie Bischoffshausen sie meist um ein Thema entwickelte, von Papier-, Lack-, PVC- und Dispersionsarbeiten unter dem Titel „Apparition“ (Erscheinung) prägen das in Paris entstandene Oeuvre des Künstlers jener Zeit. Weitere weiße Arbeiten mit reliefierten Spuren oder Mustern, streng gerastert oder mystisch gestreut, unter dem Titel „Espace“ (Raum) aber auch bereits seine spektakulär monumentalen „Energiefelder“ von 1961 für das Landeskrankenhaus in Klagenfurt führen den Spielraum des Weiß in unzählige Variationen, dem grenzenlosen Geist folgend. „Ich treibe die Askese des Weiß bis zum Ende“, konstatierte Hans Bischoffshausen selbst.

Deutlich wird hier die seit 1956 bestehende enge Verbindung zu Lucio Fontana (1899–1968) und zur Düsseldorfer Gruppe Zero, der Bischoffshausen seit ihrer Gründung 1958 nahestand und an deren weltweitem Netzwerk er teilhatte. Gedankenvolle Leere, ein Alles und Nichts aber auch metaphysische Berührungen erfüllen sich in der weißen Monochromie. Hans Bischoffshausen gilt in der österreichischen Kunst seiner Zeit als Grenzgänger. Die „Erscheinung“, deren Sichtbarkeit sich mit der Lichtsituation wandelt, ist ein prägnanter Ausdruck dieses Zustands, ist sie doch ihrerseits ein Grenzgang zwischen materiellen und immateriellen Medien. (Claudia Lehner-Jobst)