Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

06. Dezember 2017, 18:00 Uhr

0622

Alfred Klinkan*

(Judenburg 1950 - 1994 Wien)

„Sonnenscheibe“
1983
Öl auf Leinwand; ungerahmt
200 x 160 cm
Rückseitig bezeichnet, datiert und signiert: Sonnenscheibe 1983 Klinkan
Rückseitiger Nachlassstempel: Nachlaß Alfred Klinkan September 1994

Provenienz

österreichischer Privatbesitz

Literatur

Otto Breicha und Josef Mikl, Alfred Klinkan. Bilder aller Art. 1972 bis 1989. Graz 1996, Abb. S. 60.

Schätzpreis: € 12.000 - 24.000
Ergebnis: € 15.000 (inkl. Gebühren)

Alfred Klinkan gehört zu jener Gruppe an Malern, die die figurative Leinwandmalerei stets hoch hielten. Galt er in den 1970er Jahren in Österreich mit seiner expressiven Figurenmalerei als anachronistisch, so befand er sich international in guter Gesellschaft. Maler wie Georg Baselitz und Markus Lüpertz in Deutschland und Philip Guston und Susan Rothenberg in Amerika postulierten die Rückkehr der gegenständlichen Malerei. Anfang der 1980er Jahre treten Künstler wie Siegfried Anzinger, Alois Mosbacher und Hubert Schmalix in die figurativen Fußstapfen des nur wenige Jahre älteren Klinkan.

1983, das Entstehungsjahr unseres Bildes, markiert mit der Ausstellung „Einfach gute Malerei“ im Wiener 20er Haus einen Höhepunkt im Werk Klinkans, künstlerisch, wie auch in der öffentlichen Aufmerksamkeit und Rezeption seines Werkes. 1985 werden seine Arbeiten in einer von Wilfried Skreiner organisierten großen Personale in der Neuen Galerie in Graz gezeigt.

Typisch für die Arbeiten der 1980er Jahre sind die buntfarbigen Fabelwesen, die die Bilder bevölkern. Im Zentrum der Komposition steht ein orangefarbenes Mischwesen aus Mensch und Tier mit Hörnern und einem Schweif, das seitlich dargestellt in schreitender Pose mit seiner linken Hand auf einer gelb rotierenden Kugelform, der namensgebenden „Sonnenscheibe“ ruht. Nicht ganz klar ist, ob das Wesen die Scheibe tatsächlich berührt oder es sich nur um eine optische Täuschung handelt und die Scheibe in weiterer Ferne das Himmelsfirmament erhellt. Links steht ein Hasenmensch mit gelben Blumen in der Hand in ähnlich schreitender Position, aber seine Größe deutet auf einen größeren Abstand zum Betrachter hin. Der Vordergrund ist ein fast abstraktes Muster aus verschieden farbigen Flecken, die ein bewegtes Allover ergeben. Es entsteht eine „latente Balance zwischen Figuration und Abstraktion. Die einzelnen Bildmotive verweben sich zu einem camouflageartigen Teppich,... einer Unzahl von Vexierbildern“ (Florian Steininger in: Die fabelhafte Welt des Alfred Klinkan. Ausstellungskatalog, Galerie bei der Albertina, Wien 2008, S. 3 f.). Die konturlose Farbe ist dabei das bestimmende Bildelement, die Flächigkeit versucht Klinkan durch Hell-Dunkel-Kontraste, die Tiefe suggerieren, aufzubrechen. Dabei stehen seine Figuren im Kontrast zum gestisch, abstrakt bemalten Bildgrund. Einzelne Flächen könnten als Bäume oder Blumen, als Berge oder Hügelkuppen gedeutet werden, doch über Näheres lässt uns der Künstler im Unklaren, ebenso wie über die Bedeutung seiner merkwürdigen Mischwesen, die aus der Märchen- und Sagenwelt entsprungen zu sein scheinen, aber tief in der Vita des Künstlers verwurzelt sind. „Klinkan ist der Geschichtenmaler Österreichs, er läßt uns in seine mystisch-koloristischen Farbwelten eintauchen.“ (Steininger, S. 4)
(Sophie Cieslar)