Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

05. Dezember 2017, 18:00 Uhr

0279

Max Weiler*

(Absam bei Hall i. Tirol 1910 - 2001 Wien)

„Blumenstück mit Kerbel“
1946
Öl auf Leinwand
54 x 54 cm
Signiert und datiert rechts unten: Weiler / 46

Provenienz

Maria Hübl, Wien, als Geschenk vom Künstler erhalten;
österreichischer Privatbesitz

Literatur

Almut Krapf, Max Weiler. Werkverzeichnis der Bilder 1932-1974, Salzburg 1975, WV-Nr. 101, S. 185

Schätzpreis: € 25.000 - 50.000
Ergebnis: € 50.160 (inkl. Gebühren)

Nach den „Jahren der Krise“ (G. Böhm) und der Rückkehr vom Kriegseinsatz nach Tirol setzt Max Weiler einen Neuanfang in seinem Schaffen und entwickelt in einem unglaublichen Tempo seine unverwechselbare, impulsive Formensprache, die vom zunächst noch gegenstandsbezogenen Fauvismus in wenigen Jahren in abstrakte „Gleichungen zur Natur“ mündet. Neben der Landschaft ist es vor allem das Blumenbild, das diesen Prozess einleitet. Dem vorliegenden „Blumenstück mit Kerbel“ von 1946 gebührt dabei ein wichtiger Platz, beinhaltet es doch so viel an „Weiler-Typischem“ wie wenige andere Werke aus der unmittelbaren Nachkriegszeit.
Die einzelnen Blumen sind botanisch wohl identifizierbar, aber alles ist in eine reine, sich vom Mittelpunkt fast explosionsartig ausbreitende Malerei umgesetzt. Mit spontanen Pinselstrichen sind die Farben auf die Leinwand gesetzt, verschiedene Blau- und Grüntöne im wunderbaren Akkord mit Nuancen in Rosa, Ocker und Braun, dazwischen eingefügt kräftige Gelbakzente. Dichte Farbkonzentrationen balancieren dabei mit neutraleren Partien in einem spannungsvollen Gleichgewicht, genauso wie Diagonalen und Gegendiagonalen. Vieles von diesen Form- und Farbfindungen findet sich – noch weiter vom Gegenständlichen befreit – in den informellen Arbeiten ab den 1950er Jahren. Und würde man gewisse Bildstellen herausgreifen, wie etwa die rosa- und braunen Farbflächen an den Ecken oder das mit rostroten Linien eingefasste (fensterartige) Quadrat rechts oben, so könnten diese auch mehrere Jahre später geschaffenen Werken des Malers entstammen.
Das „Blumenstück mit Kerbel“ entsteht in der Zeit, in der Max Weiler an den Fresken in der Hungerburg-Kirche oberhalb Innsbrucks arbeitet, die sowohl ikonografisch als auch formal einen Sturm der Entrüstung hervorrufen. In der Summe zeigt das „Naturbild“ in seiner malerisch offenen, expressiven Auffassung jedoch noch mehr in Weilers Zukunft. (Carl Kraus)