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Norbertine Bresslern-Roth*
(Graz 1891 - 1978 Graz)
„Fröhliche Ponys“
1964
Öl auf Jute
100 x 100 cm
Signiert rechts unten: B· Roth
Rückseitig auf Etikett auf Keilrahmen eigenhändig bezeichnet: "Fröhliche Ponys" Öl / N v. Bresslern-Roth, Graz
Provenienz
Privatbesitz, Steiermark
Literatur
Helene Martischnig, Norbertine Bresslern-Roth (1891-1978). Das malerische Werk, Dipl.-Arb., Graz 1994, Abb. 283;
Heinz Düllberg, Die Tiermalerin Prof. N. von Bresslern-Roth aus Graz in Österreich, in: Sankt Georg. Zeitschrift für Pferdesport und Pferdezucht 68, 16, Düsseldorf, 15. 8. 1967, S. 15
Christa Steinle (Hg.), Norbertine Bresslern-Roth. Tiermalerin, Ausstellungskatalog Neue Galerie Graz Universalmuseum Joanneum, 26. 10. 2016 - 17. 04. 2017, WV-Nr. 355, Tafel S. 302
Schätzpreis: € 70.000 - 140.000
Meistbot: € 140.000
Auktion ist beendet.
Norbertine Bresslern-Roth ist ein unverkennbarer Malstil eigen, den sie in den 1920er-Jahren entwickelte und bis zuletzt beibehielt. Indem sie ausschließlich grobe, vorgrundierte Jute verwendete und die Farben durch Tupfen aufbrachte, kennzeichnen sich ihre Bilder durch einen freskalen Effekt. Die so erzeugte Unschärfe findet ihren Höhepunkt in den wallenden Mähnen der Ponys und lässt diese besonders weich wirken. Sie ordnete die zwei Tiere in einem für ihre Spätphase typischen Kreismotiv an, wobei Stroh und Mähnen wesentlich zu dieser Komposition beitragen und die Dynamik des Werkes unterstreichen. Der Hintergrund besteht lediglich aus grauer Masse aufgewirbelten Staubes. Himmel und Grund sind kaum voneinander zu trennen, nur die spärlichen Büschel Stroh weisen auf einen Boden hin.
Die Ponys wurden im wilden Spiel gegengleich zueinander dargestellt. Während sich das eine Tier genüsslich auf dem Rücken liegend am Boden wälzt, springt ein zweites Pony elegant über ersteres hinweg. Trotz der gemeinsamen Darstellung wird ein Zusammenspiel nicht suggeriert. Vielmehr macht es den Anschein, als wollte die Künstlerin zwei möglichst dynamische Posen in fast verschränkter Weise auf die Leinwand bringen und stellte nicht einmal Blickkontakt zwischen den Tieren her.
Alfred Schrötter von Kristelli, der die Künstlerin von 1901 bis 1910 zuerst privat und dann in der Landeskunstschule in Graz kostenlos unterrichtete, malte neben Landschaften und Genreszenen mit Vorliebe auch Pferdedarstellungen. Die Leidenschaft für dieses Motiv übernahm Bresslern-Roth, deren Interesse am Tier allgemein und am Pferd im Besonderen bereits während ihrer Kindheit von familiärer Seite gefördert wurde. In einem Interview erzählte die Künstlerin, dass ihr Großvater Reitschulbesitzer in Wien und später in Graz war. Auch hatten Mutter und Tante das Reiten gelernt und erzählten ihr gerne Geschichten darüber.
Waren die Pferde, die um 1920 in der Tradition Schrötters entstanden noch relativ steif und regungslos, so änderte sich dies in späteren Gemälden vehement. Zahlreiche Tierstudien, die Bresslern-Roth in Dachau, im Tierpark Schönbrunn oder auf ihren Reisen anfertigte, vermittelten der Künstlerin immer mehr Gefühl für die natürliche Bewegung der Tiere. Zeitschriften für Jagd- und Reitsport honorierten diese Beobachtungsgabe und druckten immer wieder Gemälde und Illustrationen der Tiermalerin in ihren Ausgaben. (Petra Maier)