Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

18. Oktober 2017, 15:00 Uhr

0476

Adrian van Stalbemt

(Antwerpen 1582 - 1662 Antwerpen)

„Die Ruhe auf der Flucht nach Ägypten“
um 1605
Öl auf Holz
60 x 87 cm

Provenienz

Wiener Privatsammlung

Kurz-Gutachten Dr. Klaus Ertz, Lingen, den 30. August 2017, liegt bei. Das Gemälde wird in den 2018 erscheinenden Werkkatalog über die Gemälde und Zeichnungen Adriaen van Stalbemts aufgenommen.

Schätzpreis: € 35.000 - 70.000

Adriaen van Stalbemt, der seit 1610 als Meister der Lukasgilde in Antwerpen tätig war, hinterließ ein umfangreiches Werk. Da er sowohl in der Landschafts-wie Figurenmalerei hohe Kenntnis besaß, war er im Gegensatz zum Usus seiner Zeit nicht darauf angewiesen, mit anderen Malern zusammenzuarbeiten. Seine Werke zeichnen sich daher durch einen besonders glücklichen Einklang zwischen Landschaft und Figur aus. Stalbemt orientierte sich in Motivwahl und Komposition an seine Gildenbrüder Jan Brueghel d. Ä und an Hendrik van Balen.
Die Komposition der im Grünen ruhenden Maria mit dem Jesuskind auf dem Schoß lässt sich ähnlich auch in Werken Brueghels und dessen Sohn Jan Brueghel d. J. nachweisen und erfreute sich in der flämischen Malerei des 16. Jhd. großer Beliebtheit. Die in sich zersplitterten aber durch Wege verbundenen Landschaftsgründe zu beiden Seiten der mittleren Figurengruppe entsprechen auch stilistisch jenem modernen Gebirgslandschaftstyp, wie ihn Jan Brueghel d. Ä. vorgegeben hat. Die Figur der Maria selbst lässt aber auf einen früh-flämischen Marientypus des 15./16. Jahrhunderts schließen, der von verschiedenen Malern noch lange weiter tradiert wurde.
Mit besonderer kompositorischer Raffinesse setzt Stalbemt in seinem Bild das Motiv der Mutter mit Kind in den großen biblischen Kontext der Flucht nach Ägypten, wie es der Esel mit Josef als kleine Staffagen im Hintergrund nahelegt. Die Äpfel am Baum, sowie die Pfingstrosen und die Lilie weisen in einer subtilen aber zur damaligen Zeit leicht lesbaren Symbolik zusätzlich auf Maria hin und verweben den Augenblick mit der Weissagung des Alten und der Vollendung im Neuen Bund.