Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

18. Oktober 2017, 15:00 Uhr

0472

Gennaro Basile

(Neapel 1722 - 1782 Brünn/Mähren)

„Selene und der schlafende Endymion (Diana und Endymion)“
1756
Öl auf Leinwand
70,5 × 94 cm
rückseitig signiert, datiert und bezeichnet: Non sinit Endimion te pectoris esse Seueri / Cintia: dulcis Amor Celo deduxit ab alto. – Latmia Saxa petis, quaerens solatia flammae; / Sylvarumque, canumque simul, simul immemor arcus. – Januarius Basille Nep: Invt: et Pinx: 1756

Provenienz

Versteigerung Dorotheum, Salzburg, 18. November 2014, Lot 10;
Privatsammlung, Salzburg

Literatur

Reitinger, Franz, Die Metastasier. Geschmackseliten im 18. Jahrhundert, Salzburg 2016, S. 60f., S. 78 (Farbabb.), Gennaro Basile. Summarisches Werkverzeichnis S. 245.

Schätzpreis: € 5.000 - 10.000
Auktion ist beendet.

Das Gemälde stellt die der griechischen Mythologie entstammende Liebesgeschichte des schönen Hirten Endymion und der Mondgöttin Selene (später der römischen Göttin Diana gleichgesetzt) dar.
Selene versetzte den menschlichen Jüngling mit Hilfe des Zeus auf dem Berg Latmos in einen ewigen Schlaf, um ihn so vor dem Tode zu bewahren. Geleitet von dem fackeltragenden Amor soll Selene ihren jugendlichen Geliebten jede Nacht besucht und mit ihm 50 Töchter gezeugt haben. Das Sujet, welches ebenfalls als „Allegorie des Schlafes“ gilt, wurde in der Vergangenheit unter anderem auch als bevorzugte Ausstattung von Schlafzimmern gewählt.

Die antike Liebesgeschichte erfreute sich seit der Renaissance immer größer werdender Beliebtheit und fand besonders als Teil von Annibale Carraccis Fresken im Palazzo Farnese, Rom, um 1600 einen Höhenpunkt in der Darstellung. Darauf, dass sich Basile von seinem italienischen Landsmann möglicherweise zu einer eigenen Interpretation des Themas inspirieren ließ, verweist die rückseitige lateinische Beschreibung des Sujets auf vorliegendem Gemälde. Diese findet sich nämlich wörtlich in Pietro Aquilas Stichwerk von 1678 nach Carraccis Farnese-Fresken, welches zahlreichen nachfolgenden Künstlergenerationen als Ideenquell zur Darstellung mythologischer Themen dienen sollte.
Wie zeitgemäß Basiles Auffassung des Themas war, zeigt beispielsweise ein Vergleich mit Laurent Pecheuxs Aufnahmestück für die Accademia di San Lucca in Rom von 1761 (vgl. Reitinger 2016, S. 331) oder ähnlichen Darstellungen Franz Christoph Jannecks (beispielsweise „Venus und Adonis“; vgl. Christina Pucher, Franz Christoph Janneck, Graz 1996, WVZ-Nr. 51). Sich wohl dessen selbst bewusst gibt sich der Künstler hier rückseitig nicht nur als Maler („Pinx:“) sondern auch als eigenständiger Erfinder („Invt:“) der Komposition aus.

Vorliegendes Gemälde ist eines der seltenen voll signierten und datierten Werke Gennaro Basiles. Der aus Neapel stammende Maler kam um 1750 nach Österreich, wo er sich rasch als vom Adel, Klerus und Bürgertum gefragter Künstler etablieren konnte. Gerade in der Entstehungszeit des vorliegenden Gemäldes ist Basile für mehrere Jahre in Salzburg dokumentiert. Einer seiner größten Auftraggeber dort war Ernst Maria Joseph Nepomuk von Lodron (1716-1779), welcher den Künstler unter anderem mit der Ausstattung seines neu erworbenen Schlosses Seeburg am Wallersee und der dazugehörigen Kapelle betraute. Bevor Genaro Basile 1766 zum Hofmaler des Prager Erzbischofs ernannt wurde und schließlich 1780 nach Brünn übersiedelte, schuf der Künstler unter anderem die aus 58 Einzelgemälden bestehende „Porträtgalerie des Steiermärkischen Adels“ (1762), welche heute als einzigartiges Gesellschaftsdokument der Zeit gilt.