Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

18. Oktober 2017, 15:00 Uhr

0425

Jan Brueghel der Ältere

(Brüssel 1568 - 1625 Antwerpen)

und

Hendrik van Balen

(Antwerpen 1575 - 1632 Antwerpen)

„Diana und Aktäon“
1610er Jahre
Öl auf Kupfer
36 × 47 cm

Provenienz

Privatbesitz, Wien

Gutachten Dr. Klaus Ertz, Lingen, den 22. Juni 2017, als Gemeinschaftswerk von Jan Brueghel d. Ä. und Hendrik van Balen, liegt bei.

Schätzpreis: € 60.000 - 120.000
Auktion ist beendet.

Die vorliegende Kupfertafel verbildlicht ein beliebtes Motiv der griechischen Mythologie. Nach der Erzählung in Ovids Metamorphosen (3, 131ff) trifft der Jäger Aktäon zufällig im Wald auf die Göttin der Jagd, Diana und ihre Nymphen beim Baden an der Quelle. Von dem unerwünschten Gast überrascht, bespritzt Diana Aktäon mit Quellwasser, wodurch sich dieser in einen Hirsch verwandelt und von seinen eigenen Hunden angefallen und zerrissen wird.
Die hier dargestellte Szene beschreibt jenen dramatischen Moment der langsamen Verwandlung, Diana hält noch die Muschel mit dem Wasser in der Hand und beobachtet dessen Wirkung. Eingebettet wird die Erzählung in eine dunkel gehaltene Waldlandschaft, die im Hintergrund den Blick auf einen kleinen Weiher eröffnet. Nahezu der gesamte Bildraum wird von den nackten, nur von bunten Tüchern umspielten Figuren der Diana, erkennbar am Halbmond in ihrem Haar, und ihren Nymphen eingenommen. Der im Gehen begriffene Jäger hingegen rückt an den linken Bildrand und wird von diesem sogar teilweise überschnitten. Die Darstellung konzentriert sich somit in erster Linie auf die Wiedergabe der nackten Frauenkörper, während das tragische Ende der Sage durch die beginnende Verwandlung Aktäons sowie die beiden am rechten Rand ins Bild tretenden Hunde nur angedeutet wird.

Wie Klaus Ertz im beiliegenden Gutachten bestätigt, handelt es sich bei dem vorliegenden Gemälde um eine „eigenhändige Arbeit der beiden Künstler Hendrick van Balen und Jan Brueghel d. Ä. entstanden im zweiten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts in Antwerpen“. Ertz spricht hier die Zusammenarbeit zweier bedeutender Künstlerpersönlichkeiten an, die schon um 1600 nachweisbar ist und bis zum Tod von Jan Brueghel d. Ä. im Jahr 1625 andauerte. „Dass mehrere Maler verschiedener Gattungen an einem Gemälde zusammenarbeiten, ist eine typische Erscheinung der flämischen Malerei des 17. Jahrhunderts. Nirgendwo sonst ist sie in einem so hohen Maße und in so hoher Qualität anzutreffen.“

In diesem Fall trifft das malerische Können eines auf Figuren- und Aktmalerei spezialisierten Künstlers, Hendrik van Balen, auf die Detailfreudigkeit eines Jan Brueghel d. Ä., der die Erzählung mit seiner idyllisch anmutenden Waldlandschaft abrundet und vervollständigt. Dass diese Zusammenarbeit von Erfolg bekrönt war, wird durch den Umstand belegt, dass van Balen und Brueghel d. Ä. das Motiv von Diana und Aktäon mehrmals aufgegriffen und umgesetzt haben (vgl. Ertz/Nitze-Ertz, Jan Brueghel der Ältere, Band II, Lingen 2008-10, S. 738f., Kat. 361 mit Abb.; S. 741, Kat. 363 mit Abb. und S. 742, Kat. 364 mit Abb.). Die vorliegende Darstellung entspricht mit geringfügigen Abweichungen der Komposition des Gemäldes in Kassel (vgl. Ertz/Nitze-Ertz, Band II, Lingen 2008-10, S. 740, Kat. 362 mit Abb.). (vgl. Gutachten Dr. Klaus Ertz)