Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

21. Juni 2017, 18:00 Uhr

0813

Otto Muehl*

(Burgenland 1925 - 2013 Portugal)

„Mutter mit Kind“
1953
Öl auf Karton; ungerahmt
72,5 × 52 cm
Datiert rechts unten: 53

Provenienz

in den 1960er Jahren direkt vom Künstler erworben;
seither Privatbesitz, Wien

Die Authentizität dieser Arbeit wurde uns vom Archives Muehl (Daniele Roussel) bestätigt. Wir bedanken uns für die Mithilfe!

Schätzpreis: € 10.000 - 20.000
Auktion ist beendet.

1960 wurde die erste Einzelausstellung von Werken Otto Mühls gezeigt, er lernte Günther Brus und Alfons Schilling kennen. Ab 1961 begann er, die Leinwände seiner Werke aufzuschlitzen und Objekte einzuarbeiten – der „Startschuss“ für eine Vielzahl privater und öffentlicher Aktionen, die stets Aufsehen erregten, für kontroverse Reaktionen sorgten und zwei Mal zu Gefängnisaufenthalten Mühls führten. (vgl. Otto Mühl, Sammlung Leopold, Ausstellungskatalog, Brandstätter Verlag 2010). Im Gegensatz zum vielfältigen Dokumentationsmaterial und einem umfangreichen malerischen, zeichnerischen und filmischen Werk ab den 70er Jahren ist von Mühls frühen Bildern, Collagen und Assemblagen nur sehr wenig erhalten. Dies ist einerseits seinem unsteten und nomadischen Leben zu verdanken, andererseits die Folge einer von der Stadt Wien angeordneten Zwangsräumung seines Ateliers in der Perinetgasse, bei der viele seiner Arbeiten als wertlos erachtet und weggeschmissen wurden - eine Reaktion auf die skandalöse, an der Wiener Universität ausgeführte Aktion „Kunst und Revolution“. Die wenigen erhaltenen Frühwerke Mühls, wie auch die hier gezeigten, waren bereits schon vorher vom Künstler verschenkt oder von Sammlern und Freunden erworben worden.
In den frühen 50er Jahren unternahm Mühl erste künstlerische Versuche, die noch weit entfernt waren von den gesellschaftspolitischen Ansprüchen seiner sich später zunehmend radikalisierenden Kunst. Dabei orientierte er sich an verschiedenen Stilen bzw. Bildsprachen, was sich auch im Werk späterer Jahre noch gut nachvollziehen lässt. Der Bogen spannt sich dabei von Kubistischen Anklängen in den 1950ern, in denen sich bereits sein großes Interesse für die Kontur zeigt, das in späteren Arbeiten wieder aufgenommen wird, sowie Werke wie die hier gezeigten, die mehr an flächig-expressive Portraits von Paula Modersohn-Becker oder Gabriele Münter erinnern, über tachistische Anklänge, „hand painted“ Pop Art und expressive Malerei. Über mehr als fünf Jahrzehnte schuf Mühl ein höchst komplexes und vielschichtiges Oeuvre, das bisher noch wenig bearbeitet wurde. (Ina Waldstein)