Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

20. Juni 2017, 18:00 Uhr

0273

Anton Mahringer*

(Neuhausen 1902 - 1974 St. Georgen/Gailtal)

„Nachtlandschaft“
1961
Öl auf Leinwand
60 × 72,5 cm
Monogrammiert und datiert links unten: AM 61
Monogrammiert rechts unten: AM

Provenienz

österreichischer Privatbesitz

Literatur

Gerbert Frodl, Mahringer, Wien 2004, WV-Nr. 1961/891, Abb. S. 349 (falsche Technik-Angabe)

Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Ergebnis: € 33.000 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Neben Anton Kolig, Franz Wiegele und Sebastian Isepp gehört Anton Mahringer zu den Künstlern des Nötscher Kreises. 1928 verbringt der junge Maler auf Einladung seines Professors an der Stuttgarter Akademie, Anton Kolig, seinen ersten Sommer in Nötsch im Gailtal. Nur drei Jahre später verlegt er seinen Wohnsitz nach Kärnten. Hier entstehen die ersten Landschaftsbilder. Gemeinsam mit Franz Wiegele, der mit Koligs Schwester verheiratet ist und aus Nötsch stammt, unternimmt er viele Wanderungen unter anderen auf den Dobratsch, der eines seiner Lieblingsmotive werden soll. Vor allem in diesen Kärntner Impressionen setzt Mahringer neue, für die österreichische Kunst wichtige Impulse, die ihn bis an die Grenzen der Abstraktion führen.

Anton Mahringers Malerei liegt eine formale und farbliche Reduktion der geschauten Natur zugrunde. Vor allem in den um 1960 entstandenen Nachtbildern wird diese noch einmal gesteigert. Nur schemenhaft kann man die Umrisse der Bergwelt wahrnehmen, die von einem hellgelben Mond beschienen vor uns liegt. Vermutlich sind es die Umrisse des imposanten Dobratsch, dem östlichen Ausläufer der Gailtaler Alpen, auch Villacher Alpe genannt, die wir hier ins Dunkel der Nacht gehüllt sehen. Mit unterschiedlichen Blautönen moduliert Mahringer die Wiesen, Hügelkuppen und steil ansteigenden Berghänge. Zarte weiße Umrisslinien und schwarz hochragende Baumstämme, die durch ihre Anordnung Tiefenwirkung erzeugen, bringen ein grafisches Element ins Bild und ermöglichen das Erfassen der räumlichen Situation. Wir finden solche „Raumgitter“ (Walter Zettl, Anton Mahringer, Salzburg 1972, S. 24) aus Bäumen immer wieder in den Arbeiten des Künstlers. Dieser entwickelt seine Malerei rein aus der Farbe heraus, nur mittels der Linien verankert er sie auf der Bildfläche und schafft so ein Gerüst, das dem Betrachter als Orientierungshilfe dient. Es geht ihm um „ein Gegenüberstellen verschiedener Farbflecken in Beziehung zum Gegenstand! – Je ausgesprochener die Farbe ist, umso mehr Malerei ist es. Das Bild an sich formiert aus harmonisch gesetzten Farbflächen. Farbflächen ergeben in ihrer Gesamtheit den Raum“ (Anton Mahringer, römisches Tagebuch, 15. Mai 1931, in: s.o., S. 17). Dabei stellt Anton Mahringer die Natur als farbiges Gleichnis dar: „Ich male keinen Zustand, ich male einen Vorgang“ (Anton Mahringer, Eröffnungsrede zur Ausstellung in Esslingen, Oktober 1969, in: s.o., S. 28), sagt der Künstler und erklärt so auch, warum seine Bilder einen so starken Eindruck beim Betrachter hinterlassen und ihn zu einem der wichtigsten Landschaftsmaler des 20. Jahrhunderts machen. (Sophie Cieslar)