Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

20. Juni 2017, 18:00 Uhr

0315

Otto Rudolf Schatz*

(Wien 1900 - 1961 Wien)

„East Side, New York“
1936
Öl auf Leinwand
120 × 160,5 cm
Signiert rechts unten: O. R. Schatz

Provenienz

1937 vom Künstler erworben;
seither in Privatbesitz, USA

Ausstellung

1936 New York, The Artists Gallery (o. Abb.);
1937 Wien, Neue Galerie, New York. Reisebilder von Otto Rudolf Schatz, April, Kat.-Nr. 2 (o. Abb.);
1937 Wien, Künstlerbund Hagen, 74. Ausstellung, Oktober, Nr. 4 (o. Abb.)

Das Gemälde wurde von Cornelia Cabuk für das Werkverzeichnis Otto Rudolf Schatz in der Reihe der Belvedere Werkverzeichnisse dokumentiert.

Schätzpreis: € 50.000 - 100.000
Ergebnis: € 55.831 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Mit seiner Frau Valerie Wittal, die aus einer vermögenden jüdischen Familie stammte, unternahm Otto Rudolf Schatz in den Jahren 1935-1937 zahlreiche Reisen durch Europa, vor allem in die Mittelmeerländer. Im November 1936 reiste das junge Ehepaar nach New York, wo es sich bis ins Frühjahr 1937 aufhielt. Auf seinen Reisen, die sein Schwiegervater finanziell unterstützte, malte Otto Rudolf Schatz viele Aquarelle und Ölbilder.
Otto Kallir-Nirenstein, der Otto Rudolf Schatz bereits durch mehrere Ausstellungen in seiner Neuen Galerie in Wien bekannt gemacht hatte, präsentierte im April 1937 die "Reisebilder" von New York. Ein Hauptwerk der Ausstellung war "East Side, New York", das danach in Wien auch noch bei der letzten Hagenbund-Ausstellung zu sehen war. Wohl im Rahmen dieser für Schatz sehr erfolgreichen Werkpräsentationen begeisterte sich ein Sammler für das Gemälde und erwarb es vom Künstler. Seither blieb das Bild in Privatbesitz. Es befand sich über viele Jahrzehnte in New York, bevor es nun nach Wien zurückkehrte.

Ohne durch die Stadt strömende Menschenmassen und ohne Andeutung von rasendem Verkehr wird die atemberaubende moderne Architektur mit ihren dicht an dicht gebauten Wolkenkratzern zum zentralen Protagonisten des Bildes. Aus der Vogelperspektive gesehen liegt New York vor dem Betrachter, die Hochhäuser wachsen zur Bildmitte hin buchstäblich in den Himmel. In einer dynamisch angelegten Komposition fällt der Blick schräg auf die Brooklyn Bridge, die den East River rechts im Bild quert und zur bewegten Silhouette der skyscrapers des "Financial District" leitet. Die Faszination des Künstlers für New York als Ikone der modernen Großstadt ist deutlich spürbar. Mit dieser Interpretation der amerikanischen Metropole traf Otto Rudolf Schatz zweifellos die Erwartungen des zeitgenössischen Publikums, dem dramatische Überhöhungen der "Mega City" - meist weitaus weniger zurückhaltend formuliert als bei Schatz - vertraut waren.

Nach einer Phase, die der Neuen Sachlichkeit verpflichtet ist, wendet sich Schatz vor allem in seinen Städte- und Landschaftsbildern der 1930er Jahre wieder einem aufgelockerten, expressionistischen Malstil zu. Die aus lockeren Farbflecken und Strichen aufgebaute Komposition wird durch lineare und farbliche Akzente klar gegliedert, so etwa durch die strengen Vertikalen der Hochhäuser, die schwarzen Konturen bei der geschwungenen Brückenkonstruktion oder durch rote Farbakzente, die dem pulsierenden Leben der Stadt entsprechen. Mit dieser beeindruckenden New York Ansicht fügt sich Otto Rudolf Schatz in die Reihe der bedeutendsten österreichischen Maler der Zwischenkriegszeit. (CMG)