Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

30. November 2016, 18:00 Uhr

1027

Hans Staudacher*

(St. Urban 1923 - 2021 Wien)

„Das War's“
1986/1988
Öl auf Leinwand; gerahmt
155 × 155 cm
Rückseitig signiert, datiert und bezeichnet: H. Staudacher, 1986, 1988 "Das War's" fertiggestellt

Provenienz

2008 bei der ZEITKUNSTGALERIE Kitzbühel erworben;
seither Privatbesitz, Wien

Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Ergebnis: € 29.040 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Hans Staudacher darf mit Recht als bedeutendster österreichischer Vertreter einer lyrischen Spielart des Informel bezeichnet werden. Schon 1958 stellt er in Essen mit Größen wie Hans Hartung, André Masson und Pierre Soulages aus und befindet sich so in bester Gesellschaft der Großmeister dieser Kunstrichtung. Diese war schon in den späten 1940er Jahren mit dem amerikanischen abstrakten Expressionismus in einen Wettstreit getreten und bestimmte die Kunstentwicklung im Nachkriegs-Europa weitgehend mit. Die lyrische Abstraktion gilt als eine der konsequentesten Umsetzungen der Lehren von Wassily Kandinsky, neben Piet Mondrian und René Magritte, einer der Väter der Abstraktion.

Gekennzeichnet ist diese Kunstrichtung von einer spontanen gegenstandslosen Malweise, die wurzelnd in der „écriture automatique“ eines André Masson das Unbewusste im malerischen Prozess zum Vorschein bringen soll. Hans Hartung bezeichnet diese Art der abstrakten Malerei als „neues Ausdrucksmittel, eine andere menschliche Sprache - und zwar direkter als die frühere Malerei" (http://www.hans-hartung.de). In den 1960er Jahren ist Staudacher in der Pariser Kunstszene bestens integriert. Der Künstler malt nach Musik und beginnt bereits Schriftzeichen in seine Arbeiten zu integrieren. In den 1980er Jahren steht er am Höhepunkt seiner Karriere. Er, ein künstlerischer Autodidakt, hat den Professorentitel verliehen bekommen, Österreich auf zahlreichen internationalen Ausstellungen vertreten und zeigt, prämiert mit der Silbermedaille der Stadt Wien, in einer großen Einzelausstellung sein Werk in der Wiener Secession.

„Ich habe immer schon gekritzelt“ sagt der Künstler in einem Interview (http://www.wienerzeitung.at/themen_channel/wz_reflexionen/zeitgenossen/513411_Hans-Staudacher.html). Malerei ist ihm „handschrift, farbe, tanz, spiel, zeichen, einfall, rede, wort, überfluß, bewegung, geschwindigkeit“ (Hans Staudacher, Manifest 1960). Die Schrift dient als Bindeglied zwischen dem Künstler, seiner Gedankenwelt und der ihn umgebenden Welt. Sie dokumentiert Daten, Orte, Begegnungen und Erlebnisse. So ist das Bild nicht nur der Emotion sondern auch dem Intellekt verhaftet. Das Bildnerische wird durch Worte, Zahlen, und Zeichen aufgeladen und gesprengt. Das Zeichen, der Buchstabe wird in eine abstrakte Ebene gehoben ohne gänzlich seine Bedeutung zu verlieren. Diese Spannung ist es, die die Bilder Hans Staudachers so besonders macht.

Eine farbige Verdichtung in dunkles Blau dominiert die untere Bildmitte, die an den Rändern Blick gewährt auf einen zart lasierten Grund, wo in Quadraten weiß der Bildgrund ausgespart ist, wie Fensteröffnungen in eine hinter der Leinwand liegende Realität. Darüber gelagert sind heftige schwarze Striche, Kurven und Haken, in der vordersten Bildebene schweben weiße Schriftzeichen, eine kaum deutbare Formel wie mit Kreide auf eine Tafel geschrieben. Darunter lesen wir, affirmativ in Blockbuchstaben, „DAS WAR’S“. Die Schrift, „die externe Welt dringt in Staudacher ein... sie implodiert in ihm, um als Furioso im Bild wieder zu erscheinen.“ (Dieter Ronte, in: Isabella und Friedrich-Wilhelm Goebel (Hg.), Staudacher, München 2002, S. 11). (Sophie Cieslar)