Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

29. November 2016, 18:00 Uhr

0267

Herbert Ploberger*

(Wels 1902 - 1977 München)

„Stillleben - Auf dem Tisch, unter dem Tisch“
1925
Öl auf Leinwand
89 × 116 cm
Signiert und datiert links oben: Ploberger / 1925.

Provenienz

Privatbesitz, Österreich;
Dorotheum Wien, 30. 05. 2001, Nr. 69;
Galerie Berinson, Berlin;
Privatbesitz, Deutschland;
im Kinsky Wien, 24. 02. 2009, Nr. 85;
europäische Privatsammlung

Ausstellung

2002 Wels, Lebensspuren. Museum der Siegel und Stempel, 6. April-5. Mai;
2002 Linz, Nordico - Museum der Stadt Linz, 17. Mai-7. Juli

Literatur

Herbert Ploberger zum 100. Geburtstag. Malerei - Graphik, Ausstellungskatalog, Lebensspuren. Museum der Siegel und Stempel, Wels, Nordico - Museum der Stadt Linz, 2002, S. 60, Tafel 1 (Farbabb.)

Schätzpreis: € 70.000 - 140.000
Ergebnis: € 110.540 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Unmittelbar nachdem Herbert Ploberger im Jahr 1925 aus Paris nach Wien zurückkehrte, malte er das Bild „Stillleben auf dem Tisch unter dem Tisch“. "Unter dem Eindruck Frankreichs entstand ein Ölgemälde, dessen extreme Buntfarbigkeit auffallend ist. Die Motivwahl als auch der Bildaufbau erinnern noch an den französischen Kubismus - der beinahe perfekt geglättete Farbauftrag wie die altmeisterliche Lasurtechnik sind Charakteristika der Neuen Sachlichkeit. Die Überladenheit des Tisches relativiert sich im nüchternen, unsentimentalen Blick auf die alltäglichen Objekte. Plobergers Sachlichkeit vermittelnde Distanziertheit erhebt so das scheinbar anspruchslose Sujet zum Thema einer geistigen Auseinandersetzung mit der Dingwelt." (Katharina Weinberger, in: Herbert Ploberger, Ausstellungskatalog, Linz, 2002, S. 16f.)
Der Bildaufbau ist nicht wie gewohnt gewählt und fokussiert nicht nur, wie für Stillleben üblich, die Gegenstände auf dem Tisch, sondern betont ebenso die Objekte der Umgebung - darauf verweist bereits der Titel. Der Blick des Betrachters wird von den Gegenständen zur Leere unter dem Tisch geleitet. Die vielen kontrastreich dargestellten Gegenstände, die betont dezentral angeordnet sind, inszenieren die Bewegung des Blickes. Das Auge des Betrachters kommt kaum zur Ruhe, gibt es doch im Moment des Erkennens und Sehens einen noch interessanteren Impuls im Augenwinkel, der den Blick für sich zu beanspruchen vermag. Ploberger spielt in diesem Bild auch mit der Perspektive. Die Apfelkiste scheint verzerrt und ist derart gekippt, dass sie ihren Inhalt preisgibt. Dies fällt besonders im Vergleich zu den Flaschen und Gefäßen auf, die auf dem Tisch stehen, da deren Öffnungen für den Betrachter nicht einsehbar sind.

Herbert Ploberger hat sich Mitte der 1920er der Neuen Sachlichkeit verschrieben. Schon kurz nach seiner Übersiedlung in die Metropole Berlin stand er in engem Kontakt zu Grosz, Dix, Schimpf und Kanoldt. 1926 hat Ploberger seine erste Ausstellung in der Galerie Würthle in Wien. Seine steile internationale Karriere nimmt 1933 ein jähes Ende, als Ploberger aufgrund seiner wirtschaftlichen Verhältnisse gezwungen ist, seinem Brotberuf als Kostüm- und Bühnenbildner beim Theater und Film nachzugehen. Die in ihrer altmeisterlichen Technik und den kräftigen Farben beeindruckenden Stillleben des oberösterreichischen Künstlers Herbert Ploberger sind bei Auktionen eine Seltenheit. (AKE)