Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

29. November 2016, 18:00 Uhr

0238

Carl Fahringer*

(Wiener Neustadt 1874 - 1952 Wien)

„Tiger“
1952
Öl auf Karton
38 × 46,5 cm
Signiert und datiert rechts unten: C. Fahringer 52

Provenienz

Privatbesitz, Wien

Schätzpreis: € 1.500 - 3.000
Ergebnis: € 3.300 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Das gesamte Werk von Hans Josef Weber-Tyrol entwickelt sich entlang der Schnittlinie zwischen Impression und Expression, getragen von einem Temperament und einem leidenschaftlichen Naturgefühl, die ihn weit über zahlreiche Maler, die von einer ähnlichen Auffassung ausgehen, hinausheben. Die stilistische Basis, der deutsche Spätimpressionismus, wird Weber in München vermittelt, wo er seit der Studienzeit um die Jahrhundertwende bis 1929 großteils ansässig ist (das Atelier in München gibt er auch nach der Übersiedelung nach Südtirol nicht auf). Sein Sinn für Tektonik und Rhythmus einer Landschaft und seine tiefe Ergriffenheit vor der Natur führen ihn aber von vornherein über das bloß registrierende Augenblicksbild hinaus. Bereits in den Vorkriegsjahren zeigen manche seiner Landschaften jenes gesteigerte Naturempfinden, das sie Bildern Lovis Corinths verwandt erscheinen lässt.
Zu Beginn der 1920er Jahre stellt sich bei Weber-Tyrol neben der Landschaft ein zweites großes Thema ein, zu dem er in seiner sinnlichen Erlebnisfähigkeit und seiner Liebe zur Natur fast zwangsläufig kommen musste: das Tierbild. In besonderem Maße faszinieren ihn exotische Tiere, Tiger, Leoparden, Kamele, Zebras, Papageien, Pfauen, deren Anatomie und Wesen er stets aufs Neue im Zoologischen Garten von München studiert. Die Tigerbilder werden für Weber-Tyrol geradezu zu einem Markenzeichen seiner Kunst. Die elementare Kraft und Eleganz ihres Körperbaues, die Phantastik ihrer Zeichnung, die Geschmeidigkeit ihrer Bewegungen charakterisiert er mit einer Meisterschaft, wie es nur jemand vermag, der sich den Tieren ganz nahe fühlt.
Die vorliegenden Tiger, das formatmäßig größte Bild Webers mit diesem Sujet, sind ein wahres Naturereignis. Die drei Tiere sind trotz ihres Rastens und Schlafes durch die Vitalität und Unmittelbarkeit der Pinselstriche so lebendig erfasst, dass man ihren Atem zu spüren glaubt. Weber-Tyrols künstlerisches Credo wird einmal mehr augenscheinlich: „Unbekümmert ‚wie Natur‘ seine Werke hervorbringen. Sie nimmt immer alle Kräfte zusammen – auf den jeweiligen Zweck hin, fragt nicht nach Lob und Tadel – will nur Lebendiges schaffen“ (aus den Aufzeichnungen des Künstlers). (Carl Kraus)