Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

29. November 2016, 18:00 Uhr

0336

Herbert von Reyl-Hanisch

(Wien 1898 - 1937 Bregenz)

„Legende von der Keuschheit (Illustration zu Rudolf Georg Bindings "Keuschheitslegende", "Die Begegnung Mariens mit dem Evelein")“
1923
Gouache auf Papier
24 × 19,2 cm (Passep.-Auschnitt)
Signiert und datiert rechts unten: Herbert / von / Reyl / 1923
Beschrieben außerhalb der Darstellung: Binding: Legende von der Keuschheit Ad Pag. 8

Provenienz

aus dem Nachlass des Künstlers;
Privatbesitz, Vorarlberg

Literatur

Herbert von Reyl-Hanisch, Das Land der Seele, herausgegeben von Christoph Bertsch und Markus Neuwirth, Lustenau 1991, Abb. 32, S. 152;
Heiner Quintern, Herbert von Reyl-Hanisch, 1898-1937, Innsbruck 1971, WV-Nr. 220, Abb. Nr. 107

Eine Ausgabe der "Legende von der Keuschheit" von Rudolf G. Binding, Insel Verlag Leipzig, liegt bei. Diese trägt das Exlibris des Künstlers.

Schätzpreis: € 3.000 - 6.000
Ergebnis: € 4.864 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Herbert von Reyl-Hanisch illustriert die "Legende der Keuschheit" von Rudolf Georg Binding im Jahr 1923. Die Bilderserie umfasst fünf kleinformatige Gouachen. Eine der Schlüsselszenen dieser Legende ist die Begegnung des Eveleins mit Maria, die das Evelein keusch macht, sodass sie bei Männern keine Begehrlichkeiten mehr wecken kann. In einem Bordell versucht Evelein ihre Keuschheit abzulegen, doch auch dort hat kein Mann Interesse an ihr. Erst die Begegnung mit den beiden Frauen Maria und Magdalena befreit Evelein von ihrem Fluch. Einer kinderreichen und glücklichen Ehe mit Konrad steht fortan nichts mehr im Wege.

Die Geschichte zeigt eine für Reyl-Hanisch wohl faszinierende Ambivalenz. Ausgehend von Eveleins Jungfräulichkeit, die eine glanzvolle Aura umgibt, sich dann aber wendet in die Aufhebung der Unberührbarkeit für ein erfülltes Eheleben.

"Dieses Frauenbild tradiert Reyl-Hanisch in beinahe allen seinen Frauenakten. Das Sehnsuchtsmotiv der "Kindfrau" wird zur sakralen Hochschätzung stilisiert. Binding lokalisiert die Begegnung von Maria und dem Evelein in einer Weise und verknüpft den geheiligten Moment mit einer Naturschilderung. Auch Reyl-Hanisch kombiniert mit Vorliebe den Akt mit einer Landschaft, die […] mit einer weitreichenden Bedeutung verbunden ist." (vgl. Herbert von Reyl-Hanisch, Das Land der Seele, Lustenau 1991, S. 148)