Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

29. November 2016, 18:00 Uhr

0273

Franz Sedlacek

(Breslau 1891 - 1945)

„Gespenst mit Schlachtmesser“
1934
Tusche auf Papier
39 × 51 cm (Blattgröße), 33,5 × 44,5 cm (Passep.-Ausschnitt)
Monogrammiert und datiert rechts unten: fs / 1934
Rückseitig auf Unterlagekarton bezeichnet: Franz Sedlacek / Wien, 1934. / "Das Gespenst mit dem Schlachtmesser"

Provenienz

aus dem Nachlass des Künstlers;
im Kinsky Wien, 69. Auktion, 17. 06. 2008, Nr. 96;
österreichischer Privatbesitz

Literatur

Elisabeth Hintner, Franz Sedlacek. Werk und Leben, Wien 1990, S. 92 (Abb. 61)

Schätzpreis: € 25.000 - 50.000
Ergebnis: € 51.200 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

In zahlreichen Graphiken Franz Sedlaceks spiegelt sich die Affinität zur Satire und Groteske ebenso deutlich wider wie die Faszination für alles Makabre und Schaurige. Die Tuschezeichnung „Gespenst mit dem Schlachtmesser“ ist in dieser Hinsicht sehr charakteristisch.
Gezeigt wird eine alptraumhafte Szenerie: Ein Grauen erregendes, kahlköpfiges Monster schleicht nächtens durch ein bürgerliches Haus, auf dessen Besitzer zwei auf einer Kommode aufgestellte Porträtfotos verweisen. Hämisch grinsend und mit ausgehöhlten Augen glotzend, hat es das nächtliche Gespenst offenbar auf das Paar abgesehen. Drohend taucht die Spitze eines riesigen Schlachtmessers neben dem nächtlichen Störenfried auf. Mag der bösartige Eindringling zunächst – dem Wesen eines Gespenstes entsprechend – Angst einflößend wirken, so regt seine Erscheinung bei näherer Betrachtung eher zum Schmunzeln an: Der zerfetzte Umhang wirkt angesichts der darunter auftauchenden, völlig intakten Hosenbeine und Schuhe wie eine drollige Verkleidung und das Mordinstrument ist nicht mehr gar so scharfkantig wie es sein sollte. Wie in vielen anderen Werken Sedlaceks wird der Aspekt des Unheimlichen und Düsteren mit humorvoller Skurrilität unterwandert, das Gruselige wird dem Lächerlichen preisgegeben.
Beachtenswert ist die subtile graphische Ausführung: eine Vielzahl von Schraffuren unterschiedlicher Form und Dichte beschreiben die Stofflichkeit der Dinge, während der starke Kontrast von Hell und Dunkel zum bestimmenden Mittel der Spannungssteigerung wird. (CMG)