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Otto von Thoren
(Wien 1828 - 1889 Paris)
„Vollmondnacht mit ungarischen Reitern“
Öl auf Leinwand
80,5 × 126 cm
Signiert links unten: O. de Thoren
Provenienz
österreichische Privatsammlung
Schätzpreis: € 10.000 - 20.000
Auktion ist beendet.
Es ist bekannt, dass vor allem Mitte des 19. Jahrhunderts die Neugierde auf exotische Themen in der Kunst, wie Darstellungen aus dem Fernen Osten oder sogar der Neuen Welt viele Maler in ihren Bann zog. Auf der Suche nach neuen Motiven begab sich eine ganze Generation österreichischer Künstler in benachbarte Regionen, wodurch vor allem Ungarn durch seine Nähe sowie der Andersartigkeit in Natur und Kultur eine große Anziehungskraft ausübte. Nicht nur August von Pettenkofen, sondern unter anderem auch Johann Gualbart Raffalt, Julius von Blaas und eben auch Otto von Thoren ließen sich vom landschaftlichen Reiz der ungarischen Tiefebene inspirieren und nahmen die Weite der Puszta mit ihrer staubigen Hitze und der kargen, aber doch reichen Vegetation in ihren Motivschatz auf.
Als Militäroffizier lernte Otto von Thoren diese Gegend erstmals durch die Teilnahme am Ungarischen Feldzug 1848 kennen. Nach seiner Stationierung in Venedig wandte er sich erst 1857 vollends der Malerei zu. Es folgten autodidaktische Studien in Paris und Brüssel und seit den 1860ern mehrere Aufenthalte in Szolnok, ein beliebter Ausgangspunkt für Erkundungsreisen in die ungarische Puszta. Dort fertigte er viele Natur- und Tierstudien an, die er in seinem gesamten Schaffen in die Landschaftsdarstellungen miteinfließen ließ. Auch in vorliegendem Gemälde zeigt Thoren diese Kombination, die in enger Verbindung zu z.B. Constant Troyon steht. Der Horizont befindet sich in der Bildmitte und trennt den wolkenverhangenen Himmel vom Gewässer und dem schweren Boden im Vordergrund. Der Betrachter ist nahe an die drei ungarischen Reiter herangeführt, die gelassen ihres Weges gehen. Weder die Handlung noch die Landschaft stehen hier im Vordergrund, sondern lediglich das momenthafte Festhalten der Szene, die dem Künstler vor allem durch die eindrucksvolle Lichtstimmung und den kräftigen Pinselstrich gelungen ist.
Die künstlerische Reise Otto von Thorens endete jedoch nicht in Ungarn. 1863 studierte er auf der Akademie in Amsterdam. Zwei Jahre später kehrte er zurück in seine Heimatstadt Wien, wobei es ihn Anfang der 1870er Jahre wieder nach Paris zog. Durch die Summe seiner Erfahrungen und Eindrücke ist in seinem Werk immer mehr ein deutlich offener und am Ende sogar fast impressionistisch anmutender Pinselduktus erkennbar. (SP)