Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

19. Oktober 2016, 14:00 Uhr

0695

Rachel Ruysch

(Amsterdam 1664 - 1750 Amsterdam)

„Stillleben mit Trauben, Pfirsichen und einer Fliege“
1690er Jahre
Öl auf Leinwand
35 × 27 cm
Rechts unten (z.T. undeutlich signiert): Rachel Ruysch
Rückseitig Etikett: AM 237

Provenienz

Versteigerung der Sammlung von Joan Hendrik van Heemskerk, Rietmulder, Den Haag, 29.-30. März 1770, Lot 96;
Sammlung van der Vlugt;
Kunsthandel Guy Stein, Paris, 1937;
Privatbesitz, England, 1964-1976;
Kunsthandel John Mitchell Fine Paintings, London, 1976;
Privatsammlung, Deutschland

Ausstellung

1976 Drapers Guild Hall, London

Literatur

Maurice Harold Grant, Rachel Ruysch 1664-1750, Leigh-on-Sea 1956, S. 41, Kat.-Nr. 185;
John Mitchell & Son (Hg.), The inspiration of nature. Paintings of still life, flowers, birds and insects by Dutch and Flemish artists of the 17th century, Ausstellungskatalog, Drapers Guild Hall, London 1976, S. 44-45;
Marianne Berardi, Science into art. Rachel Ruysch's early development as a still-life painter, Dissertation, Pittsburgh 1998, S. 241-246, Abb. 16, S. 434

Schätzpreis: € 25.000 - 50.000
Ergebnis: € 74.240 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Vorliegendes Früchtearrangement ist nicht nur das kleinste, bekannte Gemälde von Rachel Ruysch, sondern auch eines der reduziertesten Stillleben der Künstlerin. Auf einer marmornen Tischplatte liegen eine Weinrebe mit roten und weißen Trauben, sowie zwei Pfirsiche. Angelockt durch den Saft einiger Trauben sitzt eine Fliege auf der Rebe. In dieser intimen Arbeit nimmt das Obst vor dunklem Grund beinahe die gesamte Bildfläche ein.
Derartige Kompositionen lassen sich auch in Werken aus der Spätzeit von Willem van Aelst finden, eine Periode in der auch Ruysch bei ihm studierte. Ein 1992 im Kunsthandel aufgetauchtes Gemälde bezeugt diese vorbildhafte Wirkung des Lehrers auf seine Schülerin (Christie’s Amsterdam, 7. Mai 1992, Lot 133). Durch die Einfachheit der Komposition würde man vorliegendes Gemälde erstmal in ihre Frühzeit datieren, allerdings sprechen der kräftige Farbauftrag, sowie die Behandlung des Lichts für eine Entstehung in den 1690er Jahren.

Man nimmt an, dass das vorliegende Stillleben ein Gegenstück zu einem kleinen Blumengemälde ist, welches im Jahr 1770 gemeinsam mit dem Früchtestück in der Versteigerung der Sammlung von Joan Hendrik van Heemskerk angeboten wurde und sich heute in der Kunsthalle Hamburg befindet (Inv.-Nr. 29; vgl. Versteigerung der Sammlung von Joan Hendrik van Heemskerk, Rietmulder, Den Haag, 29.-30. März 1770, Lot 95). Im Zusammenspiel mit diesem Blumenstück lässt sich auch die Datierung ableiten, denn Rachel Ruysch nimmt erst in der Zeit um 1690 weiße Narzissen und die gelbe Wachs-Rose in ihre Bouquets auf (vgl. Marianne Berardi, Science into art. Rachel Ruysch's early development as a still-life painter, Dissertation, Pittsburgh 1998, S. 241-246).