Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

19. Oktober 2016, 14:00 Uhr

0687

Jasper van der Lanen

(Antwerpen um 1592 - nach 1626 Antwerpen)

„Waldlandschaft mit dem Urteil des Midas“
um 1624
Öl auf Holz
41,9 × 60,4 cm
Rückseitig zwei Meißelzeichen des Paneelmachers Guilliam Aertssen (1612-1626) und "A"

Provenienz

Versteigerung Koller, Zürich, 12. November 1982; Lot 5053 (als Jaspar van der Lanen);
Privatsammlung, Deutschland

Literatur

Ursula Härting/Kathleen Borms, Abraham Govaerts (1589-1626). Der Waldmaler, Schoten 2004, S. 166, erwähnt unter Nr. 181

Gutachten Dr. Ursula Härting, 30. August 2016, liegt bei.

Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Ergebnis: € 23.040 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Diese „Waldlandschaft mit dem Urteil des Midas“ vollendete Jasper van der Lanen auf einer Kompositionsanlage aus der Werkstatt des Waldmalers Abraham Govaerts (1589-1626). Die figürliche Staffage entstammt dem Atelier des Kleinfigurenmalers Frans Francken d.J., dessen bedeutendes Antwerpener Atelier für ergänzende Staffage in Kabinettbildern häufig gefragt war.
Jasper van der Lanen wurde 1607 in Antwerpen als Lehrling bei einem bislang nicht weiter nachweisbaren Nicolaas Geerts aufgenommen und 1615 Freimeister der Lukas-Gilde. Bei seiner Trauung 1624 mit Elisabeth Rombouts war Abraham Govaerts sein Trauzeuge und wohnte ‚achter Sint Andries‘, nah beim Atelier der Francken. Lanen gehörte 1626 zu den Künstlern, die nach Govaerts Tod 1626 dessen Werke vollendeten. 1654 erfolgte die letzte Auftragsbezahlung an J. van der La(e)nen durch die Antwerpener Kunsthandelsfirma Musson.

Die Geschichte spielt nach Ovid in Lydien auf dem Berg Tmolus. König Midas bewohnte dort Wälder und Fluren und Bergesgrotten gemeinsam mit dem einfältigen Pan und seinem Gefolge. Hier nimmt der phrygische Herrscher Midas an einem musikalischen Wettstreit teil, zwischen Gott Apoll mit seiner Lyra und Pan, dem ziegenbeinigen Bergwesen. Pan hatte den Nymphen auf der Panflöte, einem sehr einfachen Instrument aus wachsverbundenen Rohren, ein leichtes Liedchen gespielt. Apoll dagegen spielte mit geübtem Finger die Leyer. Bei diesem musikalischen Wettbewerb spricht der Eichenbekrönte Bergkönig Tmolus den Richtspruch und erklärt Gott Apoll zum Sieger des Wettstreits. Doch der törichte Midas nennt dessen Urteil ungerecht und tadelt Tmolus. Dieser bestraft ihn daraufhin und lässt ihm bewegliche Eselsohren wachsen. Später wird das Röhricht aller Welt von seiner Schmach berichten und flüstern: König Midas trägt Eselsohren.

Dieses Röhricht (Rohrkolben) schiebt sich in Van der Lanens Gemälde von links ins Bild, scharf hebt es sich von dem hellen Bachlauf ab. An den Stammfuß eines mächtigen Baumes setzte ein Mitarbeiter aus dem Atelier des bekannten Kleinfigurenmalers Frans Francken II. die mythologische Staffage mittig ins Bild. Dieser Stammfuß mit seinem wollig wirkenden Geflecht und die liegenden, spitz zulaufenden Stämme kehren in zwei von Van der Lanen signierten Werken wieder, von denen es nur sehr wenige gibt. Lanen ist anscheinend, neben Alexander Keirincx, ein identifizierbarer Mitarbeiter im Atelier von Govaerts, einer, der nicht erst nach dessen Tod 1626 seine Werke vollendete. Lanen belebte hier vorne den in Govaerts’ Atelier gefertigten hinteren Waldgrund mit seinen charakteristischen Motiven, insbesondere mit der Schilfzone mit Wurzeln und Spiegelungen im glasklaren Wasser. Wie seine einzige datierte Waldlandschaft, ist auch für vorliegendes Gemälde eine Datierung in die Zeit um 1624 anzunehmen. (vgl. Gutachten Dr. Ursula Härting, 30. August 2016)