Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

08. Juni 2016, 18:00 Uhr

0969

Franz West*

(Wien 1947 - 2012 Wien)

„Bolognesische Künstlerfete“
1983
Mischtechnik auf Papier; gerahmt
16,5 × 54,5 cm; 37 × 76,5 cm mit Originalrahmung
Bezeichnet, signiert und datiert links unten: Bolognesische Künstlerfete, F. West 83

Provenienz

2001 bei der Galerie Krobath erworben;
seither Privatbesitz, Wien

Registriert: Franz West Privatstiftung Archiv, Wien

Schätzpreis: € 25.000 - 50.000
Auktion ist beendet.

Franz Wests Papierarbeiten begleiten sein besser bekanntes, international tonangebendes skulpturales Werk in allen Phasen. Die meist aus alltäglichen Bildträgern wie Werbematerial, Zeitungen und Illustrierten genommenen Abbildungen sind teils ausgeschnitten und geklebt, teils werden die relevanten Partien von einer Übermalung der Originaldarstellung ausgespart. Besonders letzteres nimmt zu Beginn der 80er Jahre stärker zu. Wie auch Wests Skulpturen hängt diesen Papierarbeiten etwas Beiläufiges, Spontanes an – die Konturen sind oft grob ausgeschnitten, Klebe- und Pinselspuren sind zu sehen. Dadurch ist der Prozess der Herstellung in der fertigen Arbeit präsent, das Material tritt in den Vordergrund.
Auch inhaltlich verbinden sich diese Papierarbeiten mit Wests Skulpturen. Die Besonderheit von Franz Wests Werk ist das Übertreten der Grenze zwischen Kunstwerk und Betrachter, indem der Betrachter eingeladen ist, die Stücke – besonders die „Paßstücke“ der 70er und die ab den 80ern entstehenden Möbel - aktiv zu verwenden und sie erst durch diese Aktion vollendet. Dabei erhält jede Arbeit etwas zutiefst Subjektives und ist ausschließlich Ausdruck der eigenen Befindlichkeit zum Zeitpunkt der Aktion. Dies spiegeln auch die kraftvollen, doch isolierten Figuren in West Papierarbeiten: „Weitestgehend auf sich selbst bezogen sind sie – analog den Rezipienten der Paßstücke – mit der Erfahrung ihrer durch die jeweilige Situation bedingten subjektiven Befindlichkeit befaßt.“ (Eva Badura-Triska, in: Franz West. Proforma, Ausstelllungskatalog, Wien 1996, S. 188.) Ebenfalls in den frühen 80er Jahren beginnt Franz West damit, seine Werke installativ miteinander zu präsentierten. Skulpturales, wie etwa „Paßstücke“, wird dabei mit Papierarbeiten, Möbeln und den Werken anderer Künstler in neue Zusammenhänge gesetzt.
Das grenzüberschreitende Werk Franz Wests war in seiner immerwährenden Subjektivität und Frische nicht nur die tonangebende Position des ausgehenden 20. Jahrhunderts sondern ist und bleibt Inspiration für Generationen von österreichischen und internationalen Künstlern. (Nina Binder)