Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

07. Juni 2016, 18:00 Uhr

0283

Herbert Boeckl*

(Klagenfurt 1894 - 1966 Wien)

„Stillleben mit Äpfeln und Karaffe“
um 1924
Öl auf Leinwand
30 × 46 cm
Rückseitig von fremder Hand bezeichnet: Herbert Boeckl sowie Sammlungsstempel "H.K." (Hans Kühn)

Provenienz

Dorotheum Wien, Auktion am 27. 5. 1946, Nr. 7;
österreichische Privatsammlung

Literatur

Dorotheum Wien, Auktionskatalog, 27. 5. 1946, Nr. 7;
Vgl. Agnes Husslein-Arco (Hg.), Herbert Boeckl. Retrospektive, Katalog mit Werkverzeichnis der Ölbilder, Skulpturen, Fresken und Gobelins, Belvedere Wien, 21. 10. 2009 - 31. 01. 2010, WV-Nr. 75 (Stillleben mit Pfirsichen, 1924) und WV-Nr. 76 (Stillleben mit Früchten, 1924)

Das Bild wird in das Werkverzeichnis von Herbert Boeckl aufgenommen.

Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Ergebnis: € 26.400 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Die Jahre zwischen 1922 - 1926 stehen im Werk Herbert Boeckls ganz im Zeichen der Auseinandersetzung mit der Malerei von Paul Cézanne, dessen Werke er erstmals in der Galerie Paul Cassirer in Berlin 1921 und während seines Paris Aufenthaltes 1923 studieren hat können. Nach seiner Rückkehr in Wien baute Boeckl diese gewonnenen Eindrücke weiter aus, verstand es aber, die Farb- und Kompositionslehre des Franzosen mit der österreichischen Farbtradition zu verbinden. Stillleben sind konsequenterweise das bevorzugte Motiv dieser Phase, das Boeckl in den 1920er und 1930er Jahren in verschiedenen Techniken - Graphik, Aquarell und Öl - und in einer großen Kompositionsvielfalt variierte.
Auffallend wird vor allem analog zu Cézanne die Auseinandersetzung mit der tektonisch-räumlichen Qualität von Objekten. Starke Umrandungen heben die Gegenständlichkeit des einzelnen Motivs hervor und verleihen ihm - unterstützt durch einen zumeist undefinierten Raum - eine haptische Präsenz. Anders als Cézanne und anders als die zeitgleich zu beobachtende Tendenz hin zu mehr Klassizität behielt Boeckl die Intensität und die sinnliche Aussagekraft der Farben bei und gelangte so zu einer sehr eigenständigen Symbiose von Form und expressiver Farbe.

Das vorliegende Stillleben steht in zeitlich und stilistisch enger Verbindung mit zwei größeren Kompositionen mit Früchten in einer Schale, die 1924 entstanden sind. Dunkle aber intensive Farben bestimmen den Grundton, aus dem sich leuchtendes Gelb akzentreich hervorhebt und mit sichtbaren, kurzen Pinselflecken aufgetragen wird. (MHH)

Das Gemälde ist – wohl aus konservatorischen Gründen – doubliert worden. Auf der Rückseite dieser Leinwand findet sich neben der von fremder Hand geschriebenen Bezeichnung „Herbert Boeckl“ ein Stempel eines gewissen Hans Kühn. Dieser Kühn war Kunstsammler, er betrieb aber während des Zweiten Weltkrieges bis zu seinem Tod im Jahr 1943 auch gemeinsam mit einem Partner namens Benno Moser ein Kunsthandelsgeschäft in Wien. Der (Sammlungs-) Stempel sollte offenbar veranschaulichen, dass das Gemälde Teil der privaten Sammlung Kühns war und keine Handelsware. Auf der vorderen Leinwand befand sich noch ein handschriftlicher, kaum mehr lesbarer Hinweis „Farkas“. Ob dieses Wort mit früheren Eigentumsverhältnissen an dem Gemälde zusammenhängt, hat sich nicht erforschen lassen.