Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

07. Juni 2016, 18:00 Uhr

Objektübersicht
Objekt

0201

Alfons Walde*

(Oberndorf 1891 - 1958 Kitzbühel)

„Winterlandschaft mit Nadelbäumen und Spuren im Schnee“
1911
Mischtechnik (Aquarell und Deckfarbe) auf Papier auf Karton
37,8 × 35 cm
Signiert und datiert rechts unten: A. Walde 1911

Provenienz

vom Urgroßvater der jetzigen Besitzerin direkt beim Künstler erworben (österreichischer Privatbesitz)

Gutachten von Peter Konzert, Innsbruck, am 06. 04. 2016, liegt bei.
Das Bild ist im Werkarchiv von Alfons Walde mit der Nummer D-ST-129 registriert.

Schätzpreis: € 10.000 - 20.000
Ergebnis: € 19.800 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Almen im Schnee unter tiefblauem Himmel, Tiroler Bergdorf im Winter, Bauernsonntag im verschneiten Kitzbühel, mondäne Wintergäste vor dem Übungshang, Aufstieg der Skifahrer …: Mit diesen Motiven hat Alfons Walde eine ganz eigene, unverwechselbare Bilderwelt voller unbeschwerter Lebensfreude geschaffen und dabei internationale Popularität erlangt. Durch seinen Lebensraum Kitzbühel, seit den 1890er Jahren einer der renommiertesten Skiorte in den Alpen, war er mit dieser von Kindheit an verbunden. Und zahlreiche Sujets, die er ab den 20er Jahren in vielfacher Weise variiert, sind bereits im Frühwerk der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg angelegt.

Als Walde die Winterlandschaft mit Nadelbäumen und Spuren im Schnee malt, ist er gerade erst zwanzig Jahre alt und steht am Beginn seines Studiums an der Technischen Hochschule in Wien. Selbstverständlich ist ihm Giovanni Segantini, an dessen divisionistischen Alpenbildern sich zahlreiche österreichische Maler der Jahrhundertwende orientieren, ebenso ein Begriff wie Max von Esterle, der erste Tiroler Schneemaler. Die flächig-dekorative Komposition der Winterlandschaft mit den drei horizontalen Zonen – blauer Himmelsausschnitt, Mittelzone mit den dunkeln Nadelbäumen und breiter Schnee-Vordergrund – kennen wir etwa auch von mehreren Esterle-Bildern.

Aber wie souverän der junge Kitzbühler Maler die Atmosphäre eines strahlenden Wintertages, das unvergleichliche Licht und die „Farben“ des Schnees mit seinen blauen Schatten einfängt, ist erstaunlich, nicht weniger, wie raffiniert die Spuren im Schnee gesetzt sind und zusammen mit den Umrissen der Farbflächen ein spannungsreiches Ganzes ergeben. So zählt die Winterlandschaft mit Nadelbäumen und Spuren im Schnee zweifellos zu den reizvollsten Werken der ersten Schaffensphase Alfons Waldes (vor dessen Auseinandersetzung mit Egon Schiele), interessant auch im Vergleich mit dem 15 Jahre später entstandenen, vom Motiv her ähnlichen Steinbergkogel, bei dem die secessionistisch geprägte Auffassung durch den zeittypischen plastisch-monumentalen Stil Waldes der 20er Jahre abgelöst ist. (Carl Kraus)