Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

07. Juni 2016, 18:00 Uhr

0218

Franz Sedlacek

(Breslau 1891 - 1945)

„Traum“
1932
Öl auf Sperrholz
43 × 54,5 cm
Monogrammiert und datiert rechts unten: f S 1932
Rückseitig eigenhändige Aufschrift: Franz Sedlacek / 'Wien 1932' / "Traum"

Provenienz

Galerie Hassfurther, Wien (1978);
österreichischer Privatbesitz

Ausstellung

1978 Wien, Galerie Hassfurther;
2001 Linz, Landesgalerie

Literatur

Liselotte Espenhahn, Bisher Geheimnummer, in: Kurier, 30. 12. 1978, S. 31;
Kronen Zeitung, 4. 1. 1979, S. 15;
Elisabeth Hintner-Weinlich, Der Maler und Graphiker Dr. Franz Sedlacek, Dissertation, Innsbruck 1987, Nr. 71, S. 254;
Elisabeth Hintner, Franz Sedlacek. Werk und Leben 1891-1945, Wien 1990, Abb. 30, S. 62;
Landesgalerie am Oberösterreichischen Landesmuseum (Hg.), Franz Sedlacek (1891-1945), Ausstellungskatalog, Weitra-Linz 2001, Abb. S. 75 (Titel dort: Vulkanausbruch);
Gabriele Spindler, Andreas Strohhammer, Franz Sedlacek 1891-1945. Monografie mit Verzeichnis der Gemälde, Auktionshaus im Kinsky (Hg.), Wien 2011, WV-Nr. 81, Abb. S. 186 sowie S. 103

Schätzpreis: € 100.000 - 200.000
Ergebnis: € 256.000 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Auf der Rückseite der vorliegenden Bildtafel befindet sich eine Aufschrift des Künstlers mit dem Titel "Traum". Sedlacek schildert ein surreales Traumszenario mit ausbrechenden Vulkanen, aus der Tiefe hochsteigenden Rauchschwaden und einigen in der roten Feuerglut grell aufflammenden Blitzen. Am Nachthimmel hängt die Mondsichel, von links schiebt sich eine übergroße, vom Feuerschein orange gefärbte Planetenkugel in das Bildgeschehen und zwei dürre gebogene Bäume auf der Spitze eines Felsens deuten einen heftigen Sturm an. Am Fuße des steilen Geländes, das von rechts zur Bildmitte hin abfällt, drohen winzige Figuren in den Abgrund zu stürzen, während ein skurriler kleiner Schlafwandler im weißen Nachthemd und mit Zipfelmütze auf einem Felsvorsprung heftig gestikuliert. Die beiden in Theaterkostümierung auftretenden Figuren rechts im Vordergrund agieren indes wie Schauspieler auf einer Bühne: auf relativ sicherem Terrain, betonen ihre aufgeregten, gekünstelten Gesten die beunruhigende Dramatik des Traumgeschehens. Das Ausgesetzt-Sein des Menschen gegenüber unbeeinflussbaren bedrohlichen Mächten ist ein wiederkehrendes Thema in den Bildern Franz Sedlaceks.

Sedlacek gehört zu den bedeutendsten Malern der österreichischen Kunst zwischen den Kriegen. Sein Œuvre bereichert die Kunst jener Zeit um eine faszinierende eigenständige Facette. 1891 in Breslau geboren, kam Franz Sedlacek im Alter von 6 Jahren mit seiner Familie nach Linz. Er wuchs in gutbürgerlichen Verhältnissen auf, besuchte in Linz die Mittelschule und übersiedelte dann nach Wien, um an der Technischen Hochschule Chemie zu studieren. 1921 erhielt er eine Stelle als Kustos für Chemische Industrie am Technischen Museum in Wien. Neben seiner bürgerlichen Existenz galt seine Passion stets der Kunst. Als Autodidakt bildete sich Sedlacek zunächst auf dem Gebiet der Graphik und Karikatur weiter, Anfang der 1920er Jahre wandte er sich dem Medium Malerei zu. 1927 wurde er Mitglied der Wiener Secession und präsentierte seine Werke fortan mit großem Erfolg im In- und Ausland.

Sedlaceks Bilder entstanden langsam, über einen Zeitraum von etwa ein bis zwei Monaten. Die faszinierende Wirkung, die von Bildern wie dem "Traum" ausgeht, liegt nicht nur in den phantastisch-irrealen Sujets begründet, sie basiert auch auf einer besonderen Malweise, die sich an der Lasurtechnik der Alten Meister orientiert. Das Malmaterial selbst übte auf den Chemiker Sedlacek offenbar einen besonderen Reiz aus. Experimentierfreudig erprobte er die perfekte Zusammensetzung seiner Malfarben, um sie dann mit akribischer Sorgfalt und ausgeprägtem Interesse für das Detail auf die Bildtafel zu übertragen. Zuletzt überzog er seine Gemälde mit stark glänzenden Firnissen, wodurch die betonten Licht-Schatten-Effekte und der mystische Charakter noch gesteigert erscheinen. (CMG)