Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

12. April 2016, 15:00 Uhr

0079

Gillis Coignet

(Antwerpen ca. 1542 - 1599 Hamburg)

„Der Zorn ("Ira")“
vor 1585
Öl auf Holz
108 × 76,5 cm
Bezeichnet am unteren Bildrand: IRA PARENS, RABIE SUCCENSA, MALARUM MULTORUM CAUSA EST, ATQ INCURABILIS ERROR. ("Der Zorn ist der Erzeuger des Hasses, (Leidenschaft/Wahnsinn/Raserei/Besessenheit) facht ihn an, er ist der Grund vieler Übeltaten und Ursache unheilbarer Fehler.")

Provenienz

österreichischer Privatbesitz

Gutachten Dr. Ursula Härting, 30. April 2015, liegt bei.

Schätzpreis: € 20.000 - 40.000
Auktion ist beendet.

1542 in Antwerpen geboren, verbrachte Gillis Coignet einige Zeit in Italien, wo er unter anderem unter Federico Zuccaro bei der Ausmalung des Salons der Villa d’Este mitarbeitete. Nach 1570 kehrte zurück in seine Heimatstadt, jedoch musste er nach der Übernahme der Stadt durch die katholischen Spanier die Stadt verlassen (vgl. Ad Meskens, Enkele biografische gegebens over Gillis I Coignet alias Gillis met de Vlek, Out Holland 1996, S. 142-144, Nr. 3).

Wir sehen in vorliegendem Gemälde die Personifikation des Zorns mit lodernden Haaren und durch eine Augenbinde wie „blind vor Zorn“. Die rechte Hand hält erhoben ein Schwert und alle Muskeln sind angespannt. Links im Hintergrund erkennt man die Szene der Tötung Abels durch Kain und auf der rechten Seite die Steinigung des hl. Stephanus. Diese kleinfigurigen Szenen zeigen, dass Hass zu vielen falschen Taten führt, was die Inschrift am unteren Bildrand bereits betont. Diese Kartusche mit der geschriebenen Botschaft spricht dafür, dass dieses Gemälde wohl in eine Reihe von Darstellungen der sieben Laster gesehen werden muss. Coignet malte bereits 1584 eine ebensolche Serie mit neun Gemälden, die sich heute in der Kathedrale in Logrono in Spanien befindet (siehe Didier Marten, Peinture flamande et goût ibérique au Xvème et XVIème siècles, Brüssel 2010, S. 196-204.). Dort ist Petrus anstelle einer Personifikation ins Zentrum der Darstellung gesetzt, welcher ebenso von kleinen, erläuternden Szenen begleitet wird (vgl. Gutachten Dr. Ursula Härting).