Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

24. November 2015, 16:00 Uhr

0018

Franz Sedlacek*

(Breslau 1891 - 1945)

„Übungswiese“
1936
Aquarell auf Papier
41 × 52,5 cm (Blattgröße); 26 × 39 cm (Passep.-Ausschnitt)
Monogrammiert und datiert rechts unten: fs 1936
Rückseitig auf Unterlagekarton signiert, datiert und betitelt: Franz Sedlacek / Wien 1936 / „Übungswiese“ sowie rechts unten betitelt: "Übungswiese"

Provenienz

Privatbesitz, Schweden

Literatur

vgl. Gabriele Spindler, Andreas Strohhammer, Franz Sedlacek 1891-1945. Monografie mit Verzeichnis der Gemälde, Auktionshaus im Kinsky (Hg.), Wien 2011, vgl. WV 28, Abb. S. ("Übungswiese" 1926)

Wir danken Andreas Strohhammer für die freundliche Unterstützung und die Begutachtung im Original.

Schätzpreis: € 25.000 - 50.000
Ergebnis: € 59.400 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Im Oeuvre von Franz Sedlacek spielt die Darstellung von Winterlandschaften eine wichtige Rolle. Sedlacek, der sich in seiner Freizeit gerne in den Bergen aufhält und begeisterter Alpinist ist, wiederholt in diesem Blatt die Thematik des Skitourismus, die er bereits 1926 in einem kleinformatigen Ölbild (Lentos Kunstmuseum) festhielt: im Bildraum dicht gedrängt tummeln sich unzählige Skifahrer und füllen die „Übungswiese“ bis auf den letzten Platz. Sedlacek karikiert in den 20er Jahren Zustände auf Skipisten, die wir eher aus unseren Tagen kennen. Obgleich sich in dieser Zeit Orte wie Zürs und Lech am Arlberg, aufgrund der zunehmenden Popularität des Skisportes, vom abgelegenen Bergdorf zum internationalen Wintersportort entwickeln. Freilich ist es anfangs ein anstrengendes Vergnügen, das viel Zeit und Kraft für den Aufstieg zu Fuß erfordert. 1936, als Franz Sedlacek sein Aquarell malt, wird in Zürs der erste Schlepplift Österreichs eröffnet.

Die vorliegende Aquarellmalerei bedient sich vieler Motive aus seiner bekannten Bildwelt: der hohe Horizont und erhöhte Standpunkt des Betrachters, die Rundbogenfenster der Sonnenterasse oder die kahlen Bäume. Zitate, die Sedlacek gerne verwendet. Aber das entscheidende Kriterium dieses Bildes ist die große erzählerische Kraft, die die Übungswiese zu einem genialen Werk Franz Sedlaceks werden lässt. Während frühe Arbeiten gerne seiner Phantasie entsprungen sind, zeichnet und malt er im Spätwerk durchaus reale Landschaften. Der Künstler ist ein akribischer Beobachter, der verschiedenste Szenerien im Bild pointiert verdichtet und den Betrachter einlädt, seine eigenen Geschichten im Bild zu entdecken: Ein Skilehrer, der gestikulierend unterrichtet, Sportler in zeitgemäßen Knickerbockern, die ihre Skier geschultert den Übungshang hinaufstapfen, um im Pflug oder im Parallelschwung wieder heil herunter zu kommen. Was sehen die zahlreichen Menschen auf der Bergkuppe, wenn sie ins Tal gegenüber blicken? Bemerken wir den Fotografen am rechten Bildrand, der uns zugewandt fotografiert? Auch das ist typisch für Franz Sedlaceks Bilder: es ist kein strahlender Sonnentag, der Himmel vergraut langsam und wirkt leicht bedrohlich, als würde bald ein Gewitter aufziehen. Dennoch bewahren alle Skisportler die Ruhe. (Andreas Strohhammer)