Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

26. November 2015, 18:00 Uhr

1341

Adrian van Stalbemt

(Antwerpen 1582 - 1662 Antwerpen)

„Allegorie der Vier Elemente“
1620er Jahre
Öl auf Kupfer
51,5 × 66,2 cm
Rückseitig Marke des Kupferplattenherstellers: KW

Provenienz

süddeutscher Privatbesitz

Gutachen Dr. Klaus Ertz, Lingen, den 20. August 2014, liegt bei.

Schätzpreis: € 150.000 - 300.000
Ergebnis: € 204.800 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Adriaen van Stalbemt wurde am 12. Juni 1580 in Antwerpen geboren. Aus religiösen Gründen wanderte seine Familie um 1585 nach Holland aus, wo van Stalbemt seine Jugend verbrachte. 1609 kehrte er jedoch nach Antwerpen zurück und wird dort bereits 1610 Meister. 1618 bekleidete er das Amt des Dekans der Violieren und der St. Lukasgilde. Anthonis van Dyck porträtierte Adriaen van Stalbemt für seine „Iconographia“, eine Darstellung bedeutender zeitgenössischer Künstler, Staatsmänner, Sammler und Gelehrter. Obwohl Stalbemt im Jahr 1633 zehn Monate in London am Hofe Karls I. nachweisbar ist, blieb Antwerpen sein Hauptbezugspunkt. In seinen Werken ist motivisch und qualitativ die Nähe zu seinen Gildenbrüdern Jan Brueghel d. Ä. und Hendrik van Balen deutlich spürbar.
Im Gegensatz zu vielen anderen Malern seiner Zeit, betätigt sich Adriaen van Stalbemt sowohl als Landschafts- als auch als Figurenmaler. Da er beides handwerklich perfekt beherrscht, ist er nicht darauf angewiesen mit Spezialisten für ein bestimmtes Genre zusammenzuarbeiten. Seine Werke zeichnen sich damit durch einen besonders glücklichen Einklang zwischen Landschaft und Figur aus.

In vorliegendem Gemälde zeigt Adriaen van Stalbemt sein ganzes Spektrum an malerischem Können, Liebe fürs Detail und allegorischer Phantasie in der Darstellung der vier Elemente. Dabei setzt er die der antiken Mythologie entlehnten Personifikationen jeweils in ihr entsprechendes irdisches Ambiente und schmückt dieses, ähnlich den traditionellen Paradieslandschaften, mit einer unglaublichen Vielzahl von darin lebenden Tiere.
So ist am linken Bildrand eine Meereslandschaft mit Schiffen dargestellt, die im weiten Hintergrund mit einem Gebirge abschließt. Im Vordergrund ergießt sich ein Bach ins Meer, der von allerlei Fischen und Wasservögeln belebt wird und in dessen Schilf der Meeresgott Poseidon mit seinem Dreizack sitzt. Er scheint zu den bunten Papageien in den Baumwipfeln in der rechten oberen Bildecke zu blicken, welche – ebenso wie der auf einem Adler fliegende Ganymed in der linken oberen Bildecke – auf das Element der Luft verweisen. Der vor einer Waldlandschaft bühnenraumartig gestaltete und mit zahlreichen Einzelmotiven bestückte rechte untere Bildteil ist den Elementen der Erde und des Feuers gewidmet. So ist der geharnischte Kriegsgott Mars mit der Fackel in der Hand, aber auch die hinter ihm angedeutete Ruinenarchitektur als fester Topos für Feuer zu erkennen. Die am rechten Bildrand sitzende, halbnackte Frauengestalt mit dem mit Früchten überquillenden Füllhorn von Ceres stellt hingegen die „Allegorie der Erde“ dar. Die zu ihren Füßen spielenden Putten, das Gemüse, die Blüten und die zahlreichen, unterschiedlichen Tiere unterstreichen die Vielfalt der Erde.
Eine weitere Leseebene eröffnet sich durch die gemeinsame Darstellung der beiden Figuren am rechten Bildrand. Die mit Juwelen geschmückte Sitzende mit dem goldenen Zepter der Könige auf dem Schoß kann durch ihre gemeinsame Darstellung mit Mars, ihrem Geliebten, auch als Venus identifiziert werden. Damit wird der Vorstellung des 'Goldenen Zeitalters' Ausdruck verliehen, dass Venus die Welt mit ihrer Liebe beherrschen sollte. (vgl. Gutachen Dr. Klaus Ertz, Lingen, 20. August 2014)

Auf der Rückseite des Gemäldes ist die Marke „KW“ des den Malgrund herstellenden Kupferschmieds eingeprägt. Die Marke „KW“ ist beispielsweise auch durch Gemälde von Frans Franken II. dokumentiert und zählt zu einen der wenigen gesicherten Antwerpener Marken für Kupferplatten. (vgl. Jørgen Wadum, Antwerp Copper Plates, in: M. Komanecky (ed.) Copper as Canvas. Two centuries of Masterpiece Paintings on Copper 1525-1775. Oxford University Press. New York/Oxford (1999), S. 103, Abb. 5.6)