Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

26. November 2015, 18:00 Uhr

1392

Franz Christoph Janneck

(Graz 1703 - 1761 Wien)

„Galante Szene im Park mit Schlossarchitektur“
um 1735
Öl auf Leinwand
90 × 100 cm

Provenienz

österreichischer Privatbesitz

Gutachten Dr. Christina Pucher, 28. April 2015, liegt bei.

Schätzpreis: € 25.000 - 50.000
Auktion ist beendet.

Im Gesamtoeuvre Jannecks nehmen Gesellschaftsdarstellungen einen großen Teil ein. Der Adel genießt das Leben im Garten. In bekannter Manier baut Janneck die Komposition wie eine Bühne auf. Den äußersten Vordergrund bildet die dunkle Repoussoirgruppe am linken Bildrand. In der nächsten Bildebene befindet sich eine gigantische Brunnenskulptur auf einer großzügigen dreistufigen Freitreppe. Die Göttin Ceres, ausgestattet mit ihren Attributen Kranz und Füllhorn, wacht auf einen mehr als mannshohen Sockel über der Szene. Aus einer Fratze sprudelt Wasser in ein prunkvoll gestaltetes Gefäß, an dessen Rand ein Putto als Springbrunnenfigur fungiert. Delphine, die in einem muschelförmigen Bassin schwimmen, bilden den Standfuß der Brunnenschale. Das Kolorit vom „en grisaille“ der Skulpturen kontrastiert mit der Farbtrias der Figurengruppen. Zusätzlich akzentuiert Jannecks Lichtführung die Figurengruppen.

In der rechten Bildhälfte verstellen der gigantische Brunnen und dichte alte Bäume wie Kulissen auf einer Bühne die Sicht auf eine Palastarchitektur. Links kann der Betrachter den Flaneuren in einen barocken Garten folgen. Geometrisch angeordnete Beete mit einer Fontäne im Zentrum werden von einer Mauer umfasst. Ein prächtiges Tor gibt den Blick frei auf eine Allee, die von luftperspektivisch geprägtem Kolorit Tiefenraum suggeriert. An der Treppe hat sich eine Musikantin niedergelassen. Sie hat ihre Laute abgelegt und unterhält sich mit einem Kavalier. Ein Diener bringt eine mit Wasser gefüllte Kupferwanne. Wie vom Gärtner vergessen, liegen Eimer, Rechen und Gießkanne mitten im Vordergrund.

Im vorliegenden Gemälde zeigt Janneck sein Können in der Erfassung eines bestimmten Lebensgefühls, der Darstellung der höfischen Gesellschaft bei Müßiggang und Vergnügen. Ceres, als Göttin der Fruchtbarkeit, scheinbar achtlos abgestellte Gartenutensilien, Rosen oder der Ausblick in die Gartenanlage verweisen auf die Jahreszeit Sommer. Möglicherweise war die Komposition für einen Jahreszeitenzyklus konzipiert. Janneck hat für seine anspruchsvolle Klientel mehrmals Leinwandbilder dieser Größe mit profanen und sakralen Themen gestaltet, die dann als Supraporten wie zum Beispiel im Schottenstift, Wien, ihre Verwendung gefunden haben.
Auch in Schloss Eggenberg in Graz befindet sich eine seitenverkehrt angelegte Komposition mit verwandtem Thema (F.Ch. Janneck, „Damen mit Kavalieren im Park vor einer Schlossfassade“, Öl auf Leinwand, 89,2 x 99,8cm, Alte Galerie am Landesmuseum Joanneum, Graz, Inv.Nr. AG 609). (vgl. Gutachten Dr. Christina Pucher, 28. April 2015)