Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

26. November 2015, 15:00 Uhr

0888

Franz West*

(Wien 1947 - 2012 Wien)

„„Gute Godeln Gunst"“
1981-82
Mischtechnik, Collage auf Papier mit Orginalrahmen
56 × 46 cm
Signiert und datiert rechts unten: Franz West 81-82
Bezeichnet rechts unten

Provenienz

Privatbesitz, Wien

Registriert: Franz West Privatstiftung Archiv, Wien

Schätzpreis: € 18.000 - 36.000
Ergebnis: € 35.640 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Beginnend mit den frühen 1970er Jahren aber vor allem in der ersten Hälfte der 1980er Jahren setzte sich Franz West intensiv mit der Collagetechnik auseinander. „Bei den Collagen handelte es sich um Seiten aus Illustrierten wie Der Spiegel und Du, manchmal wurde auch scherzhaft eine Sex-Wochenzeitschrift für Werktätige eingeschoben. Ein beliebige Figur wurde in einen fiktiven leeren Raum gestellt, der Kontext durch Wegretuschieren geändert.“ (Franz West, in: Veit Loers, Franz West, Collector’s Choice. Künstlermonographien. Friedrich Flick Collection, Band 5, Köln 2006, S. 107)

Bewusst reißt Franz West die Frau in aufreizender Pose aus dem Zusammenhang, passt die Figur auf rotem Grund sitzend in das Karree eines ausgeschnittenen und aufgeklebten Papiers ein, wobei sie ihres linken Beines verlustig geht. Die weiße Farbe des Hintergrunds, von dem sich die Silhouette der Frau deutlich abhebt, wird mittels gerissener, übereinander geklebter Papierflecken über das zentrale Rechteck hinaus fortgeführt. Zu den Bildrändern hin bleibt der braune Grund, der in derselben Collagetechnik in Packpapier gearbeitet ist, frei, die ausgefransten weißen und braunen Schichten erinnern an das Prinzip der Décollage des Nouveau Réalisme. Die Technik der Collage ist bei Franz West aber rein inhaltlich und nicht formal motiviert. Die ausgeschnittenen Papierelemente werden nicht überklebt oder übermalt wie zum Beispiel die Papiers collés des Kubismus, sondern „anstelle von gezeichneten Sujets... im Sinne eines Ready-Mades eingesetzt“ (Loers, S. 20). Die Kombination von geklebtem Papier mit monochromen Farbflächen ist typisch für die frühen Collagen Franz Wests. Durch das Fehlen erklärender Attribute wirken die den Illustrierten entnommenen Figuren deplatziert und isoliert. Zum Raum und seiner Gestaltung hat Franz West ein ganz persönliches Verhältnis. Wie auf einer Bühne rekelt sich die „Godel“ (umgangssprachlich: Patin) auf dem roten Grund der in den zwei oberen Dritteln vom Weiß abgelöst wird. Der Raum bleibt aber abstrakt und in seiner Tiefenwirkung unklar. „Ich versuche wirklich, einen Raum als eine horizontale Fläche zu sehen,... ich versuche also eine Fläche zu finden, eine Fläche zu kreieren – eine erträgliche Fläche...“ so der Künstler (Johannes Schlebrügge, Ines Turian (Hg.), Franz West. Gesammelte Gespräche und Interviews, Köln 2005, S. 60). Diese bewusst inszenierte Desorientierung steht im Kontrast zu der vorgetäuschten Räumlichkeit der papierenen Frauenfigur. Abstraktion und Figuration prallen aufeinander. Franz West platziert die „ausgeschnittenen Figuren wie Akteure in ein absurdes Theater“ (Loers, S. 22). Humor und beißende Ironie kennzeichnen diese Arbeiten ebenso wie ein Hang zur Psychologisierung, der uns die Absurdität des Motivischen vor Augen führt. (Sophie Cieslar)