Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

26. November 2015, 15:00 Uhr

0859

Tom Wasmuth*

(Dyton, Ohio 1941)

„Hotel Terminus“
1995
Mischtechnik, Collage auf Papier und Spanplatte
150 × 92 cm

Provenienz

Privatbesitz; Galerie Marlene Frei, Schweiz

Ausstellung

Galerie Sechzig, Feldkirch (24. 11. 1995 bis 13. 1. 1996)

Schätzpreis: € 12.000 - 24.000
Auktion ist beendet.

Eine Spanplatte auf der Zeichnungen und Dinge gesammelt sind wie auf einer Pinnwand, wahrhaft gemachte Erinnerungen durch Zeichen miteinander verwoben zu einem neuen großen Ganzen. Tom Wasmuths Werk oszilliert stets zwischen Abstraktion und Figur, zwischen perfekter Naturbeobachtung und der Auflösung jeder Form. Während er in seinen Arbeiten immer von einem realen Sinneseindruck ausgeht, erweitert er diese Grundform, indem er Linien und Muster fortführt und miteinander spielen lässt um neue Assoziationen zu erschaffen. Dabei werden auch Besonderheiten des Malgrunds miteinbezogen, seien es Aufdrucke oder Falze bei zweitverwendeten Kartons, oder, wie hier, Maserung und Flecken der Spanplatte. Dieses assoziative Erweitern geschieht gleichzeitig spontan und ganz bewusst. Die entstehenden Arbeiten schöpfen ihre Kraft auch aus dem Dialog mit dem Betrachter, der unwillkürlich seine eigenen Erinnerungen und Eindrücke beifügt. Während Begegnungen mit prägenden Künstlerpersönlichkeiten wie Dieter Roth oder Jan Voss bestimmt Einfluss auf Tom Wasmuths Arbeit hatten, ist sein künstlerischer Ausdruck völlig unverwechselbar in seiner Vielfalt und seinem sehr persönlichen Zugang: Die Bilder wirken oft beinahe wie Tagebucheinträge und tatsächlich bilden eigene Erlebnisse meist ihren Ausgangspunkt. Rezentere Arbeiten beschäftigen sich mit Wasmuths unmittelbarer Lebensumgebung, etwa seinem Atelier. Von den 1970er bis 90er Jahren verarbeitete er aber besonders Eindrücke aus seiner intensiven Reisetätigkeit zwischen Europa und Amerika. „Meine Arbeit der 70er, 80er und 90er, zumindest der erzählerische Teil, wurde wahrscheinlich teilweise von Nostalgie angetrieben und von einem bestimmten Wunsch, über die Menschen, Zeiten, Orte und Geschehnisse, die in meinen Erinnerungen besonderen Stellenwert hatten, Aufzeichnung zu führen.“(Tom Wasmuth) Der Titel „Hotel Terminus“ verweist auf diese intensive Zeit genauso, wie die aufgebrachten Versatzstücke aus der Musikindustrie auf den „anderen“ Tom Wasmuth hinweisen, nämlich auf den Bluesgitarristen und -sänger. Damit kann „Hotel Terminus“ auch als ein Überblick über eine vielfältige und komplexe Künstlerpersönlichkeit gesehen werden. (Nina Binder)