Auktionshaus

Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts

26. November 2015, 17:00 Uhr

1150

Carl Georg Hasenpflug

(Berlin 1802 - 1858 Halberstadt)

„Kirchenruine in Halberstadt bei aufgehender Sonne im Winter“
1843
Öl auf Leinwand
131 × 105 cm
Signiert und datiert links unten: C. Hasenpflug. 1843.
Rückseitig am Keilrahmen bezeichnet

Provenienz

Privatbesitz, Österreich

Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Ergebnis: € 57.600 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Nach einer Lehre im väterlichen Schusterbetrieb absolvierte Carl Georg Adolph Hasenpflug seine erste künstlerische Ausbildung bei dem Berliner Theater- und Dekorationsmaler Carl Gropius. Der dafür notwendige Umgang mit der camera obscura beziehungsweise die Beschäftigung mit der Perspektive, bildete vielleicht den Grundstein für seine spätere Spezialisierung auf die Architekturmalerei. Durch die königliche Unterstützung von Friedrich Wilhelm III. konnte er 1820 die Akademie in Berlin besuchen, die er allerdings bald wieder verließ. Hasenpflugs unzählige Studienreisen führten ihn unter anderem nach Süd- und Mitteldeutschland, wo er vor allem Kirchenbauten malerisch festhielt. Zu seinen Förderern zählten zum Beispiel der Domherr von Naumburg und der Domherr von Halberstadt. Letzterer beauftragte ihn mit einem Gemälde des Kölner Doms, woraufhin Hasenpflug zwischen 1832 und 1836 mehrmals dorthin reiste. Ende der 1830er Jahre kam der Künstler mit den romantisch-malerischen Werken von Carl Friedrich Lessing in Kontakt, was sich besonders prägend auf sein weiteres Schaffen auswirkte. Carl Hasenpflug ließ fortan die sachlich dokumentarische Vedutenmalerei hinter sich und konzentrierte sich auf die stimmungsvolle Darstellung von Kloster- und Burgruinen oder verlassenen Kreuzgängen mit Ausblick auf verschneite Gebäudeüberreste. Vor allem das Licht nahm in seinem Schaffen eine besondere Rolle ein, denn der Künstler beschwor damit die für seine Werke charakteristische Stimmung von mystischer Stille und Unberührtheit herauf.

Das vorliegende Gemälde mit dem Einblick in das Mittelschiff einer Kirchenruine erweckt eben dieses Gefühl. Der Innenraum ist völlig verlassen und nur der Sarkophag und die Säulenfigur am linken Gurtbogen scheinen diesen stillen Ort zu bewachen. Der mystische Eindruck der Gemäuer wird durch die besondere Wirkung des Lichts zusätzlich unterstrichen. Die aufgehende Sonne erhellt die Gewölbezone durch die Obergadenfenster und auch der Arkadenumgang im zweiten Geschoß wird von den Sonnenstrahlen berührt. Der Ausblick auf den blauen Himmel im Hintergrund, der schneebedeckte Fußboden, und die ruhige Morgenstimmung unterstreichen zudem die Einsamkeit des Ortes und transportieren eine Stimmung, die wahrlich die Architektur als romantische Poesie erscheinen lässt. (SP)