Auktionshaus

Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts

26. November 2015, 17:00 Uhr

1196

Isidor Kaufmann

(Arad 1853 - 1921 Wien)

„Der Talmudschüler“
Öl auf Holz
26 × 21 cm
Signiert am linken Bildrand mittig: Isidor Kaufmann
Rückseitig zwei Ausstellungsetiketten

Provenienz

Dorotheum Wien, 5. Dezember 1984, Nr. 412, Tafel XXXVII; Wiener Privatsammlung

Ausstellung

Künstlerhaus Wien, 1901/2152; rückseitiges Klebeetikett der Ausstellung und Stempel: "Tavaszi kiálli- / 1902 Nr. 7852"; Rabbiner - Bocher - Talmudschüler, Jüdisches Museum der Stadt Wien, 24.02.-7.5.1995, S. 222-223

Literatur

G. Tobias Natter (Hg.), Rabbiner - Bocher - Talmudschüler. Bilder des Wiener Malers Isidor Kaufmann. 1853-1921, Wien 1995, S. 222-223 (Abb.)

Schätzpreis: € 50.000 - 100.000
Ergebnis: € 94.720 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Isidor Kaufmann wurde in Arad, das heute in Rumänin liegt, geboren. In seinem Geburtsjahr 1853 gehörte Arad zur österreichisch-ungarischen Monarchie. Kaufmanns Vater Leopold diente damals als Hauptmann beim ungarischen Honvédregiment. Nach dem Besuch der Normalschule und verschiedenen Lehrstellen, arbeitete Isidor Kaufmann als Bankangestellter. Mit 21 Jahren kopierte er Reproduktionen, die er in einem Geschäft von Verwandten in Arad ausstellte. Durch Baron Péter Aczél, dem damaligen Verwalter von Arad, wurde sein künstlerisches Talent erkannt. Mit Aczéls Hilfe wurde ihm schließlich ein Studium an der Budapester Landeszeichenschule ermöglicht. Zu Studienzwecken übersiedelte Kaufmann nach Wien, wo er an der Akademie studierte. Auch privat fand er in Wien sein Glück, heiratete er doch 1883 Juliette Bauer, mit der er gemeinsam fünf Kinder hatte. Künstlerisch beteiligte er sich nach dem Ende seines Studiums an Ausstellung des Wiener Künstlerhauses, aber auch in München, Berlin und Stuttgart. Durch seine konsequente Teilnahme an verschiedenen Ausstellungen, stieg sein künstlerisches Ansehen und 1893 war Isidor Kaufmann auch auf der Weltausstellung in Chicago vertreten. 1894 führte ihn eine Studienreise in die Slowakei und das heutige nördliche Burgenland (damals Westungarn), wo er erstmals alte jüdische Kultstätten besuchte. In der Folge bereiste er jährlich, vor allem in den Sommermonaten, Mähren, Galizien und die Bukowina, wo er auf der Suche nach dem ursprünglichen jüdischen Leben fündig wurde. Die Faszination für die Schtetln dieser Region, und für das Leben in den jüdisch geprägten Städten wie Brody und Czernowitz wird ihn Zeit seines Lebens nicht mehr loslassen. Dort entdecke er „sein gelobtes Land“ das ihm zahllose malerische Motive lieferte, Talmudschulen, Synagogen, das einfache jüdische Leben. Vor Ort fertigte er Bleistiftskizzen an, manche dieser Entwürfe wurden noch an Ort und Stelle ausgearbeitet. Die Ausführung und Vollendung der Gemälde wurde jedoch im Wiener Atelier durchgeführt, dort fertigte er seine in virtuoser Feinmalerei ausgeführten Porträts von Rabbinern, Talmudstudenten oder stimmungsvolle Interieurs an. (MS)

Vorliegendes Werk zeigt das Porträt eines jungen Talmudschülers mit schwarzem Bart und Schläfenlocken. Er trägt einen modischen schwarzen Filzhut, sowie ein weißes Hemd und einen schwarzen Mantel. Sein ernster, in sich gekehrter Blick gibt ihm ein „vergeistigtes“ Aussehen. Wahrscheinlich ist er ein Mitnagged, ein Vertreter der strengen Orthodoxie, die ihr höchstes Ziel in der talmudischen Gelehrsamkeit erblickte. (vgl. Natter (Hg.), Gabriele Kohlbauer-Fritz, 1995, S. 222)