Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

06. Oktober 2015, 14:00 Uhr

0426

Jakob Gasteiger*

(Salzburg 1953)

„26.10.2006“
2006
Acryl auf Leinwand
140 × 115 cm
Rückseitig signiert und datiert: Jakob Gasteiger, 26.10.2006
Rückseitiger Künstlerstempel

Provenienz

österreichische Privatsammlung

Schätzpreis: € 10.000 - 20.000
Auktion ist beendet.

Jakob Gasteigers Arbeiten zeichnen sich durch einen experimentellen Umgang mit Material, Form, Farbe und Raum aus. Er weicht in seinen Arbeiten immer wieder die Grenzen zwischen Skulptur, Zeichnung und Malerei auf. Nichts ist eindeutig, alles kann gleichzeitig mehreres sein. Typisch für diese Herangehensweise ist die Bearbeitung seiner Bildoberflächen, kammartig werden Linien in die Farbe gezogen. Dabei verwendet der Künstler selbst angefertigte Kartonspachteln, mit denen er in präzisem Rhythmus die Leinwand bestreicht und so die charakteristischen Grate und Furchen entstehen lässt. „Solch unmittelbare Einfachheit kann eindringliche Bildgestaltungen hervorbringen; fast unwillkürlich denkt man bei ihrer Betrachtung an die feinen Sandstrukturen in japanischen Zen-Gärten“ (Peter Funken, Jakob Gasteiger. Eine Kunst aus der Konzentration und Ruhe, auf: www.jakob.gasteiger.com). Dabei steht das meditative Element und der serielle Charakter bedingt durch die Arbeitsweise im Zentrum. „Kunst ist die Schaffung eines Systems von Handlungsabläufen“, sagt der Künstler (Jakob Gasteiger. Arbeit mit Ölfarbe 1998 – 1999, Ausstellungskatalog, Galerie Academia, Salzburg 1999). Kunsthistorisch steht Gasteiger an einer Schnittstelle zwischen „Minimal Art“ und „Radikaler Malerei“, die sich grundsätzlich ohne ikonographischen Anspruch selbst darstellt. Es geht um die Grundlagen, um Fläche, Bildträger, Struktur und Farbe.

In vorliegendem Bild aus 2006 spielt Gasteiger zusätzlich mit unterschiedlichen Bildtiefen. Man empfindet das tiefe Schwarz als ganz weit hinten, einen Sog in die Tiefe erzeugend. Den hellen Bildgrund, auf den die Farbe gesetzt wird, nimmt man als weiter vorne liegend wahr, ein Gefühl, das eine gewisse Irritation auszulösen vermag. Die gelben Flecken bringen Licht ins Bild und durch das Ausziehen der Farbe nach unten auch eine Bewegung, die abgeschwächt von den violetten Klecksen aufgenommen wird. Die Ruhe und Statik die durch die Linien in der Bildoberfläche evoziert wird, konterkariert der Künstler mit den ausfasernden Umrissen der schwarzen Form und den das Dunkel überlagernden violetten und gelben Flecken, die nach unten wegrinnen und wie Irrlichter auf der Fläche herumgeistern, nur um von den kammartigen Linien eingefangen und an ihrem Platz gehalten zu werden. Im Zentrum steht die „Frage nach der Erscheinung des Kunstwerks im Raum, einem Raum, auf den sich die von Gasteiger entwickelte meditative Monotonie übertragen soll“ (Peter Funken, Jakob Gasteiger. Eine Kunst aus der Konzentration und Ruhe, auf: www.jakob.gasteiger.com). Gleichzeitig wird durch diesen räumlichen, fast architektonischen Aspekt, das Tafelbild aus seiner hermetischen Situation befreit. Es geht Gasteiger um Malerei um ihrer selbst willen. (Sophie Cieslar)