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Ursprünglich stammte Simone Cantarini aus der in der italienischen Region 'Marche' liegenden Stadt Pesaro, welche ihm auch zu seinem Beinamen „il Pesarese“ verhalf. Man nimmt heute an, dass Cantarini seine erste Ausbildung in seiner Heimat erhielt und er dort die zeichnerischen Einflüsse des großen, in Urbino geborenen Meisters Federico Barocci (1526-1612) vermittelt bekam. Ende der 1630er Jahre arbeitete er als Mitarbeiter in Guido Renis (1575-1642) Werkstatt in Bologna. Aus dieser Zeit stammen wohl die prägendsten Einflüsse für das Oeuvre Cantarinis. Der selbstbewusste Künstler überwarf sich jedoch schon bald mit seinem Meister und verließ Bologna bis zu dessen Tod im Jahre 1642. Gemäß Guido Renis erstem Biografen, Carlo Cesare Malvasia (1616–1693), hatte Cantarini unerlaubt einer seiner Kompositionen verändert.
Direkt nach dem Konflikt mit Reni reiste Simone Cantarini nach Rom. Er schuf vom dortigen Klassizismus beeinflusste Werke wie „Der Raub der Europa“ oder „Apollo und die Herde des Argos“. Andrea Emiliani, der sich in beiliegendem Schreiben eingehend mit dem vorliegenden Gemälde befasste, datiert es eben in diese Jahre um 1640-42 oder kurz später. Er sieht darin sowohl Bologneser Einflüsse als auch eine akzentuierte Plastizität der Farbigkeit, welche sich am Klassizismus orientiert. Besonders hervorzuheben sind die gekonnt gesetzten Farbakzente, beispielsweise im Mantel Mariens und am Haupt Josephs.
Die Darstellung ist mit einem in der Galleria Pallavicini in Rom befindlichen Gemälde vergleichbar, das ebenfalls „Madonna mit Kind und hl. Joseph“ zeigt, und in welcher auch das Christuskind stehend präsentiert wird (vgl. Mario Mancigotti, Simone Cantarini. Il Pesarese, Pesaro 1975, S. 100, WVZ-Nr. 42). Andrea Emiliani führt zum Vergleich mit vorliegendem Gemälde weiters eine „heilige Familie“ in der Galleria Spada in Rom an, die der bedeutende italienische Kunsthistoriker Federico Zeri als Ergebnis der höchsten Reife Simone Cantarinis bezeichnete. (vgl. Schreiben Andrea Emiliani)