Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

12. Mai 2015, 17:30 Uhr

0064

Hans Staudacher*

(St. Urban 1923 - 2021 Wien)

„o.T.“
1957
Öl auf Platte
129,5 × 170 cm
Datiert links unten: Wien 57

Provenienz

Privatsammlung, Wien

Literatur

Galerie Ernst Hilger (Hg.), Hans Staudacher. Die Kraft der 50er Ausstellungskatalog, Wien 1997, Künstlerzitat aus: ebd. S. 48.

Schätzpreis: € 30.000 - 60.000
Auktion ist beendet.

Das Gemälde vereint viele der Markenzeichen der Malerei Hans Staudachers in sich. Als einer der Ersten, die in Österreich mit Tachismus und Informel experimentierten, setzt er die kraftvollen Linien und Farbfelder seiner Malerei möglichst unbewusst und sucht nach immer neuen Möglichkeiten, diese Wirkung zu erzielen. Die gestisch hingeworfenen schwarzen Linien verweben sich ineinander und in das Blau des Hintergrunds, einzelne rote Farbspritzer stechen dazwischen hervor. Die Farbigkeit ist es auch, die das Gemälde von früheren Werken unterscheidet, und es zu einem typischen Werk der 50er Jahre macht. Zu dieser Zeit findet Staudacher vom schwarz/weiß/grau seiner frühen Bilder zur Farbe, vorerst besonders zum Pariser Blau. „ Nach dem Grau und Schwarz, wo wenig Farbe durchgekommen ist, wie rot, blutrot, ist später das Blau eingeschossen, das Pariser Blau. Das Blau war halt meine Farbe, in die Luft hinaus, ins Unendliche, Fliegen, Wegfliegen, das Blau, das mir die Illusion gegeben hat, Atmosphäre, Raum zu haben.“ (Hans Staudacher) Besonders ist das Werk auch in seiner relativen Geschlossenheit der Struktur – wie ein ornamentaler Überzug wirbeln die schwarzen Zeichen über den Bildgrund, die gliedernden und teilenden, offenen Flächen, die in vielen Werken zu finden sind, fehlen ganz.
Mitte der 50er Jahre ist der Künstler in der Fülle seiner künstlerischen Kraft angekommen. In wilder, intensiver Arbeit hat er sich aus dem figürlichen Ausdruck herausgearbeitet und ist ein Pionier des informellen Arbeitens in Wien. Staudacher malt auf Abfällen – alte Jutesäcke, Sperrholzplatten und ähnliches werden zum Malgrund. Diese Materialien findet er wie so vieles Andere – Inspiration, Ausstellungsmöglichkeiten, Schlafplatz – in der Wiener Secession. Neben Wien ist vor allem Paris mit seiner pulsierenden Kunst- und Literaturszene Ort der Inspiration und des künstlerischen Austauschs.
„Staudacher hat Mitte der 50er Jahre seinen Ausdruck, seine Welt gefunden, zum europäischen Konzert der informellen Malerei kann er einen beachtlichen und eigenständigen Teil beitragen.“ (Gerwald Sonnberger, in: Hans Staudacher. Die Kraft der 50er. Wien – Paris, Wien 1997, S. 21.)
Ein frühes und dennoch bereits reifes und typisches Werk eines der großen österreichischen Maler der Nachkriegszeit. (Nina Binder)