Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

25. November 2014, 15:00 Uhr

0033

Friedrich König

(Wien 1857 - 1941 Wien)

„Schlafende Venus mit Amor“
um 1910
Öl auf Leinwand
107,5 × 157,5 cm
Signiert links unten: Friedrich König

Provenienz

im Kinsky, Auktion am 20. 11. 2007, lot 21; europäische Privatsammlung

Schätzpreis: € 25.000 - 50.000
Ergebnis: € 32.000 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Friedrich König war eines der Gründungsmitgieder der Wiener Secession. Als es 1905 zu Meinungsverschiedenheiten und schließlich zur Abspaltung einer Gruppe um Gustav Klimt kam, zu der auch Koloman Moser und Carl Moll zählten, führte Josef Engelhart die verbliebenen Künstler an. Diese waren konservativer eingestellt als die Gruppe um Klimt und wurden als Naturalisten bezeichnet. Dazu gehörte auch Friedrich König, der besonders für seine figuralen Szenen und stimmungsvollen Landschaftsbilder geschätzt wurde. Seine Bilder beeindrucken durch eine zarte, feine Malerei, oft in eher gedeckten, pastelligen Farbtönen. In den folgenden Jahren war er an vielen Secessionsausstellungen beteiligt und wurde 1929 als ältestes Mitglied anlässlich seines 70. Geburtstages mit einer großen Retrospektive geehrt.

Mit „Schlafende Venus mit Amor“ widmet sich Friedrich König einem traditionsreichen Motiv, das seit der Renaissance Maler über die Jahrhunderte hinweg immer wieder beschäftigte. Ende des 15. Jahrhunderts stellte Giorgione zum ersten Mal die nackte Liebesgöttin auf einem großen Tafelbild dar, seine „Schlummernde Venus“ diente vielen folgenden Malergenerationen als Vorbild, vor allem was die Haltung der Schlafenden betrifft. Es entstanden unzählige Varianten des erotischen Motivs, einige davon gelangten zu Weltberühmtheit wie Tizians „Venus von Urbino“ (1538) oder, in etwas abgewandelter Form, Manets Olympia (1863). In vielen Versionen spielt der gefiederte, mit Pfeil und Bogen bewaffnete jugendliche Gott Amor, Sohn der Venus und des Kriegsgottes Mars, neben seiner schlafenden Mutter.
Auch im bühnenhaft wirkenden Aufbau des um 1910 entstandenen Bildes reiht sich König in die Tradition seiner berühmten Vorgänger ein: Die Arme hinter dem Kopf verschränkt, die Beine leicht angewinkelt, liegt Venus auf einem großen Bett ausgestreckt, das von schweren Vorhängen im Hintergrund begrenzt ist. Solche Draperien wurden auch früher gerne verwendet, um das intime Moment der Szene zu betonen, welcher der Betrachter als Voyeur beiwohnt. Die an Ornamente in den Gemälden Gustav Klimts erinnernde Zierborte des blauen Vorhanges im Hintergrund und die Frisur der schlafenden Venus entsprechen der damaligen secessionistischen Mode. Amor ist zwar nicht geflügelt, aber durch Pfeil und Bogen gut erkennbar. Er beugt sich über seine schlafende Mutter, um ihr einen Schuss direkt in die Brust zu verpassen. Wem die in ihrer Nacktheit ebenso reizvolle wie völlig ungeschützte Göttin beim Erwachen verfallen wird, ist nicht ersichtlich aber auch nicht wesentlich, geht es doch hier vielmehr um eine mythologisch legitimierte Darstellung des erotischen weiblichen Körpers. (Ina Tempfer)