Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

25. November 2014, 15:00 Uhr

0078

Alfons Walde*

(Oberndorf 1891 - 1958 Kitzbühel)

„Sonntag“
1924/25
Öl auf Karton
31,5 × 28,5 cm
Monogrammiert links unten: A. W.
Originales Künstleretikett mit Titel rückseitig
Originaler Künstlerrahmen

Provenienz

1925 direkt beim Künstler erworben; seither in Besitz der Familie des ersten Eigentümers (Privatbesitz, Tirol)

Ausstellung

Ausgestellt: August 2010 - September 2014 Innsbruck, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum (Leihgabe)

Das Bild ist im Werkarchiv von Alfons Walde registriert.

Schätzpreis: € 80.000 - 160.000
Ergebnis: € 288.300 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Nicht der Tätigkeit der Tiroler Bauern galt Alfons Waldes Interesse, sondern der Sonntags- und Feiertagsstimmung im dörflichen Ambiente. Das Gemälde "Sonntag", das wohl Ende 1924 oder Anfang 1925 entstand, gibt eine lebendige Szene aus dem bäuerlichen Sonntagsleben wieder: auf dem Dorfplatz hat eine schnellen Schrittes vorbei eilende Bäuerin in Festtagstracht die Aufmerksamkeit von drei Bauern erregt. Grußworte werden ausgetauscht, zumindest lassen das die geöffneten Münder der beiden rechten Figuren und das im Vorbeigehen zur Seite gerichtete Gesicht der Bäuerin vermuten. Auch der als Rückenfigur dargestellte dritte Bauer wendet sich in einer geschraubten Drehbewegung der Passantin zu.
Dem Thema der sonntäglichen Begegnung entsprechend legt Walde den Akzent der Genreszene auf das interaktive Moment und das Augenblickshafte der Situation. Alle Akteure sind in der klaren fest gefügten Komposition dynamisch miteinander verschränkt. Der Bildausschnitt ist eng gewählt, der Hintergrund nur summarisch notiert - kulissenartig sind Fenster und Hausmauern angedeutet -, während die Figuren den Bildraum dominieren. Spannungsvoll heben sich die Silhouetten der Bauern in dunkler Tracht vom hellen Weiß des schneebedeckten Bodens und der weißen Hintergundkulisse ab. Waldes Farb- und Formenkanon erreicht größte expressive Ausdruckskraft durch äußerste Reduktion der Mittel. Er setzt auf wenige kräftige Farben, starke Hell-Dunkel-Kontraste, stilisierte Formen und einen dynamischen pastosen Pinselduktus.
Das heiter gestimmte Gemälde der Begegnung am "Sonntag", das sich seit 1925 durchgehend in Privatbesitz befand, gehört zu den eher seltenen Genreszenen aus der bäuerlichen Milieuwelt Alfons Waldes. (CMG)