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Anton Faistauer
(St. Martin bei Lofer 1887 - 1930 Wien)
„Stillleben mit Fisch, Wasserflasche und -glas“
1913
Öl auf Leinwand
59 × 80 cm
Monogrammiert und datiert rechts unten: 13 T.F
Provenienz
österreichischer Privatbesitz
Literatur
Arthur Roessler, Der Maler Anton Faistauer. Beiträge zur Lebens- und Schaffensgeschichte eines österreichischen Künstlers, Wien 1947, Tafel XXVI (sw-Abb.); Franz Fuhrmann, Anton Faistauer 1887 - 1930, mit einem Werkverzeichnis der Gemälde, Salzburg 1972, WV-Nr. 55 (sw-Abb)
Schätzpreis: € 60.000 - 120.000
Meistbot: € 60.000
Auktion ist beendet.
Das Jahr 1913 war für Anton Faistauer in mehrfacher Hinsicht bedeutsam: Anfang Februar heiratete er seine 1. Frau, Ida Andersen, die ihm bis zu ihrem Tod 1919 rund sechzig Mal Modell saß und ihm eine wichtige Muse war. Im Oktober kam sein Sohn Peter Paul zur Welt. Als Maler war Faistauer sehr produktiv und erfolgreich, sein künstlerisches Schaffen fand einen ersten Höhepunkt. Er hatte sich als Künstler der österreichischen Avantgarde etabliert und sich einen treuen Käuferkreis aus bedeutenden Sammlern gesichert, auch die österreichische Galerie kaufte erstmals ein Gemälde von ihm an. Die Zeit der künstlerischen Selbstfindung lag hinter ihm: frustrierende Jahre an der Akademie, die er schließlich enttäuscht verlassen hatte, um aus Protest gegen den konservativen Kunstbetrieb gemeinsam mit Egon Schiele die "Neukunst-Gruppe" zu gründen. Von der Flächenkunst des Jugendstils hatte er sich abgewandt und sich eine eigene künstlerische Sprache erarbeitet, die ihre Kraft aus der expressiven Farbe bezog.
Wesentliche künstlerische Orientierung fand Faistauer in der Malerei Paul Cézannes. Gerade für das Genre des Stilllebens bildete Cézanne eine für Faistauer unumgängliche Instanz bei der Entwicklung seiner persönlichen Handschrift. Augenfällig spiegelt das hier präsentierte "Stillleben mit Fisch, Wasserflasche und -glas", die Anlehnung an "Cézanneske" Kompositionsprinzipien wider: der willkürliche Bildausschnitt mit wie zufällig vom Bildrand fragmentierten Motiven, die streng geordnete, doch labil wirkende Bildanlage, in der die dargestellten Gegenstände in einer Art "aufgeklappten" Bildfläche abzurutschen drohen - all das erinnert an das große Vorbild. Der fahrige Pinselduktus jedoch und das unruhige impressionisitische Flimmern des Kolorits unterscheiden sich grundsätzlich von Cézannes strengem, fleckig strukturiertem Farbauftrag. Auch die besondere von Blau-Grau und Violett-Purpur dominierte Farbskala des Gemäldes mit dem kräftigen Zitronengelb als koloristischem Kontrapunkt zeigt, wie eigenständig Faistauer die Anregungen Cézannes für seine Malerei adaptierte. (CMG)