Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

07. Oktober 2014, 16:00 Uhr

0117

Xenia Hausner*

(Wien 1951)

„Berlin Mitte“
1999
Acryl auf Hartfaser
203 × 175 cm
Rückseitig monogrammiert, datiert und bezeichnet: X.H. 99, "Berlin Mitte"

Provenienz

Privatsammlung, Deutschland

Literatur

Wieland Schmied (Hg.), Xenia Hausner. Kampfzone, Wienand Verlag, Köln 2003, Abb. S. 67

Schätzpreis: € 35.000 - 70.000
Ergebnis: € 35.640 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Beginnend mit 1992 widmet sich Xenia Hausner, davor an vielen großen Theatern als Bühnenbildnerin tätig, in ihren Ateliers in Wien und Berlin ausschließlich der Malerei. Im Zentrum steht der Mensch, zumeist Frauen, die die Künstlerin mit schonungslosem Blick und präziser Beobachtungsgabe auf der Leinwand festhält. Stets sind ihre Figuren von der Aura des Geheimnisvollen umgeben.

„Ich versuche eine innere Wesentlichkeit zu verstehen oder zu erwischen. Einmal ist es der Mensch in seiner eigenen Biografie – das würde ich dann klassisch unter „Porträt“ subsumieren -, oder es ist der Mensch in einer erfundenen Konstellation. Aber wenn ich dann an die Umsetzung gehe, ist das egal, ich versuche, hinter die Fassade zu klettern“, so Xenia Hausner (im Gespräch mit Günther Oberhollenzer, in: Xenia Hausner, ÜberLeben, Ausstellungskatalog, Essl Museum, Klosterneuburg 2012/13, S. 72).

In „Berlin Mitte“ blickt uns eine äußerst selbstbewusste Dame in mittleren Jahren entgegen, ein in Komposition und Ausführung klassisches Porträt. Ihre Haltung, die auffallende Kleidung und die akkurat geschnittenen Haare weisen auf eine Persönlichkeit hin, die genau weiß, wo sie im Leben steht und was sie davon erwartet. Auffallend ist die Plastizität des Gesichts und der Hände der Frau im Gegensatz zum flächig wirkenden Gewand und vor allem den überhaupt nicht realistisch und räumlich wiedergegeben Polstermöbeln im Vordergrund. Obwohl die Porträtierte ja eigentlich zwischen den beiden gestreiften Diwans steht, wirken die Möbel zweidimensional und vermitteln kein Raumgefühl. Hier spielt Xenia Hausner bewusst mit unterschiedlichen Realitäts-und Bildebenen. Das Setting, in das sie ihre Figur stellt wirkt irreal und steht in krassem Widerspruch zur naturalistischen Gestaltung des weiblichen Antlitzes. Dieses wiederum wird durch eine expressive Farbgebung mystifiziert. Die Schattenpartien sind in kräftigen Grüntönen wiedergegeben, auch einzelne Haarsträhnen höht die Künstlerin mit dieser Farbnuance, die so in der Natur weder im Haar noch auf der Haut vorkommt. Die Unnahbarkeit der Frau wird durch das kühle Grün noch unterstrichen. So gerne man hier unter die Oberfläche dringen möchte, um das Geheimnis der Dargestellten zu ergründen, so konsequent verwehrt uns das die Künstlerin und konfrontiert uns mit einem rätselhaft-herausfordernden Wesen in einem grell bunt gemalten Umfeld aus einer anderen Dimension. (Sophie Cieslar)