Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

24. Juni 2014, 18:00 Uhr

0405

Frans Francken der Jüngere

(Antwerpen 1581 - 1642 Antwerpen)

„Apoll und die Musen am Berg Parnass“
um 1620
Öl auf Kupfer
33,5 × 44,5 cm

Provenienz

möglicherweise Auktion Christie’s London, 10. Dezember 1982, Nr. 31; süddeutsche Privatsammlung

Literatur

vgl. Kathleen Borms, Abraham Govaerts (1589–1626). Zijn leven en artistieke bedrijvigheid. Unveröffentlichte Licentiaatsverhandeling, Katholieke Universität Leuven 1988, F. 53; Ursula Härting, Kathleen Borms, Abraham Govaerts. Der Waldmaler (1589–1626), Schoten 2004, S. 158, Nr. 157

Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Ergebnis: € 23.040 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Abraham Govaerts intensives aber zeitlich knapp bemessenes Lebenswerk entstand nach 1607 in der kurzen Friedenszeit zwischen den spanischen Niederlanden und den vereinigten Provinzen von 1607–1626 in Antwerpen. Er führte dort, als vermutlich ehemaliger Schüler von Jan Brueghel I., eine anerkannte Werkstatt und hatte sich geschickt als Waldmaler einen Namen gemacht. In dem hochspezialisierten Umfeld der künstlerischen Blütezeit der niederländischen Malerei war es der allgemeine Usus, dass die unterschiedlichen Motive eines Gemäldes von verschiedenen Händen bewerkstelligt wurden. So waren auch an vorliegendem Gemälde mehrere Künstler beteiligt.

Govaerts Atelier, in welchem Alexander Keirincx eine führende Rolle einnahm, arbeitete bekannterweise mit verschiedenen Staffagemalern zusammen, von denen Frans Francken II. zweifellos der kongenialste Partner war. Die gemeinsamen Gemälde zählen bei beiden unbestritten zu den besten ihres jeweiligen OEuvres (Härting 2004, S. 25). Frans Francken II. stammte aus einer Familie berühmter Kleinfigurenmaler und führte selbst eine große Werkstatt. In seinen Figuren perfektionierte er eine überaus zarte Linienführung bei delikatester Farbgebung, die mit dem Stil der lieblichen wie exakt gemalten Baumporträts aus dem Govaerts-Atelier wunderbar harmonisieren.

Im vorliegenden Gemälde wird die Szenerie wie eine Theaterbühne inszeniert: Auf einer Anhöhe am Berg Parnass gibt Apoll seinen um ihn gruppierten neun Musen ein Konzert. Zwei mächtige Baumkronen teilen sich wie ein Vorhang, in der Ferne verschwinden Bergketten im Dunst eines bewölkten Himmels. Hoch oben in den Lüften ist das fliegende Pferd Pegasus zu sehen, das mit seinen Hufen die Quelle der Weisheit aus dem Felsen schlägt. In der Natur wechseln Farben von Silber bis Grün und Blau, die Figuren wiederum leuchten in kräftigen Rot-, Gelb- und Weißtönen hervor.