Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

24. Juni 2014, 18:00 Uhr

0402

Joos de Momper

(Antwerpen 1564 - 1635 Antwerpen)

„Gebirgslandschaft mit Wanderern und Pferden“
1620er Jahre
Öl auf Holz, parkettiert
69,5 × 94 cm

Provenienz

1927 Sammlung A. V. Scully, London; österreichischer Privatbesitz

Literatur

Klaus Ertz, Josse de Momper der Jüngere (1564-1635). Die Gemälde mit kritischem Oeuvrekatalog, Freren 1986, S. 525, Nr. 212

Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Ergebnis: € 57.600 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Joos de Momper gilt heute als einer der bedeutendsten flämischen Landschaftsmaler um 1600 und ist besonders bekannt für seine phantasievoll komponierten Gebirgslandschaften. Mit der Ausbildung und kontinuierlichen Weiterentwicklung dieser Landschaften markiert er den Wendepunkt und Übergang von der traditionellen Weltlandschaft zur naturalistischen Landschaftsmalerei im 17. Jahrhundert.
Anhand einer bereits um 1595 zu datierenden „Berglandschaft mit Reitern“ (Darmstadt, Hessisches Landesmuseum, Ertz 1986, S. 519, Nr. 183) verdeutlicht Dr. Klaus Ertz diese Entwicklung hin zur reinen Berglandschaft: „Wenn man an Momper denkt, dann am ehesten an solche Kompositionen. Das Schroffe, das Bizarre, das für den flämischen Erwerber, der größtenteils im flachen Land zwischen Brüssel und Antwerpen lebte, von ganz besonderem, fremdartigem Reiz gewesen sein musste, ist alleiniges Thema. Keine Rechtfertigung mehr durch mythologische Historie, keine genreartigen Erzählarabesken - nur Felsen, Berge und Himmel; ein Weg durchs Gebirge, von Menschen belebt; vereinzelte Lebewesen in einer abweisend bedrohlichen Welt. Nach dem Anspruch in Amsterdam [gemeint ist „ Die Eberjagd“ Mompers im Rijksmuseum Amsterdam, Ertz 1986, Kat. 347] hier die Beschneidung auf das Ausschnitthafte, nicht mehr die Welt, sondern nur ein Teil von ihr. Hier setzt etwas Neues, Andersartiges ein. Eine neue Bildgattung ist entstanden: die reine Berglandschaft ohne den Anspruch auf eine überschauende Weltlandschaft.“ (Auszug aus: Ertz 1986, S. 24)

Vorliegendes Gemälde ist in die 1920er Jahre zu datieren und spiegelt Mompers ausgereiften Stil wieder. Auch hier verwendet Momper das Kompositionsschema der farblichen Aufteilung in drei Bildgründe: warme rot-braun Töne im Vordergrund, gelb-grün im Mittelstück und grau-blaue Nuancen in der Ferne. Dieser schon seit dem 16. Jahrhundert traditionelle Bildaufbau wird jedoch durch die malerische Umsetzung Mompers neu belebt. Er gestaltet die Landschaftselemente mit hauchdünnen Lasuren, die die Felsformationen in den unterschiedlichsten Farben schimmern lassen, aber auch mit gezielt und gleichzeitig locker gesetzten Linien, welche die schroffen Formen unterstreichen. Gekonnte Weißhöhungen hauchen der Landschaft Leben ein und lassen Felsen und Wasser im Sonnenlicht funkeln. Für die Figurenstaffage hat Joos de Momper häufig Antwerpener Malerkollegen hinzugezogen, beispielsweise Jan Brueghel d. Ä. und Jan Brueghel d. J., Mitglieder der Francken-Familie, Sebastian Vrancx oder Pieter Snayers.