Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

24. Juni 2014, 18:00 Uhr

0437

Joseph Hickel Umkreis

(Leipa 1736 - 1807 Wien)

„Kaiser Joseph II., Großfürst Paul von Rußland (Zar Paul I.) und König Friedrich II. von Preußen“
um 1800
Öl auf Zinkblech
36,7 × 50,2 cm

Provenienz

Europäische Sammlung

Schätzpreis: € 8.000 - 15.000
Ergebnis: € 13.440 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Dargestellt sind Kaiser Joseph II. (1741-1790), Großfürst Paul von Rußland, der spätere Zar Paul I. (1754-1801) und König Friedrich II. von Preußen (1712-1786) bei einer Zusammenkunft, welche in dieser Weise nie stattgefunden hat. Josef II., der mit Großfürst Paul an einem Tisch sitzt, zeigt auf einer Karte der Länder um das Schwarze Meer mit einem Finger seiner linken Hand offensichtlich auf den Bosporus, während rechts König Friedrich II. seinen Hut ziehend auftritt.

Vorbild für diese Darstellung des Preußenkönigs war wohl einer der zahlreichen Kupferstiche nach dem bekannten Bildnis von Johann Heinrich Christian Franke (Allgemeines Künstlerlexikon, 44, 2005, p. 72). Die zwischen Josef II. und Großfürst Paul als Wanddekoration erkennbare Reichskrone mit Szepter, Schwert und Reichsapfel weist auf Wien als den Ort dieser Begegnung hin. Das auf der Karte stehende Schreibzeug mit der Feder in einem der Tintenfässer, auf welche Großfürst Paul mit seiner linken Hand hinzeigt, erinnert daran, dass ein Dokument unterschrieben worden ist. Tatsächlich wurde zwischen Joseph II. und der Zarin Katharina II. (1729-1796), der Mutter des Großfürsten Paul, im Mai 1781 ein gegen die Türkei gerichtetes Bündnis abgeschlossen, was für Preußen eine politische Niederlage war. Dieser Umstand könnte den imaginären Auftritt Friedrichs II. erklären, als Hinweis, dass man auch noch mit dem Preußenkönig zu rechnen hätte. In Folge dieses Vertrages kam Großfürst Paul mit seiner Gemahlin Maria Feodorowna incognito als Graf und Gräfin von Norden nach Wien, wo er sich von Mitte November 1781 bis Anfang Jänner 1782 aufhielt (Karl Gutkas, Die Außenpolitik Österreichs zwischen 1740 und 1790, in: Katalog „Österreich zur Zeit Kaiser Josephs II.“, 1990, p. 74).
Somit ist dieses Gemälde ein bemerkenswertes, imaginäres Historienbild des Bündnisses zwischen Österreich und Rußland im Jahr 1781.