Auktionshaus

Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts

13. Mai 2014, 17:00 Uhr

0041

Olga Wisinger-Florian

(Wien 1844 - 1926 Grafenegg)

„Frühling in Felling bei Gföhl“
1908
Öl auf Leinwand
73 × 101 cm
Signiert rechts unten: O. Wisinger-Florian
Rückseitig Etikett mit Bezeichnung: Olga Wisinger-Florian / Wien IV. Wien…(?) / "Frühling"

Provenienz

in den 1920er Jahren von der Familie Heintschel von Heinegg erworben; seither durch Erbnachfolge in Familienbesitz

Wir danken Herrn Mag. Alexander Giese für die wissenschaftliche Unterstützung.

Schätzpreis: € 80.000 - 160.000
Auktion ist beendet.

In den Tagebüchern der Künstlerin wird unser Bild 1908 zum ersten Mal erwähnt, im Mai dieses Jahres besuchte sie erstmals Felling in Niederösterreich, wo sie in den kommenden Wochen diverse Skizzen anfertigte. Am 17. November ließ sie eine Skizze eines blühenden Hofes in Felling vergrößern. Am 19. November begann sie das Bild zu malen. Den Anfang machte Sie mit der Darstellung der Mauer und der Tür des Kellers. In den folgenden Wochen arbeitete sie bis Dezember an dem Gemälde, der Eintrag vom 20. Dezember 1908 dazu lautet: „Das Frühlingsbild endlich fertig gebracht. Sieht sehr gut aus.“
Drei Jahre später notierte die Künstlerin in ihrem Tagebuch am Samstag den 25. November 1911, dass sie Besuch von der Hofräthin von Kuhn und Frau Heintschel bekam, letztere kaufte das Bild „Frühling“ aus Felling um 1.200 Kr.

In unserem Gemälde wird die Bedeutung Olga Wisinger-Florians als Landschaftsmalerin sichtbar. Hier hat sie sich vom Einfluss ihres einstigen Lehrers Emil Jakob Schindler bereits weit entfernt und ihren ganz persönlichen, sehr dominanten Stil entwickelt. Nichts ist mehr von einer Tonmalerei zu finden und auch kein Bemühen mehr um Poesie und Stimmung, sondern Spontanität und echtes Naturerlebnis stehen nun für sie an erster Stelle.

Blühende Landschaften waren ein ständig wiederkehrendes Thema in den Arbeiten der Künstlerin. Typisch dafür war ein sehr nahe an das Motiv herangerückter Betrachterstandpunkt, woraus ein eher begrenzter Naturausschnitt resultierte. Auch in unserem Gemälde wird diese Bildauffassung deutlich, es geht nicht mehr darum einzelne Naturdetails wiederzugeben, sondern dicht nebeneinander gesetzte Farbkleckse sollen Grashalme und Blüten andeuten. Gekonnt verstand sie es so auf sehr moderne, beinahe expressive Art und Weise, durch intensive Farben und pastosen Farbauftrag, dem Betrachter eine Vorstellung der Wirklichkeit zu vermitteln. Die in voller Blüte stehenden Obstbäume, in einem stillen, scheinbar vom Menschen unberührten Garten, sind nun Bildthema für sich, und zeigen auf beeindruckende Weise Wisinger-Florians Bestreben, eine Landschaft in Ihrer Gesamtheit und Ursprünglichkeit zu erfassen. (MS)