Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

13. Mai 2014, 17:00 Uhr

0058

Leo Putz

(Meran 1869 - 1940 Meran)

„Mädchen im Ruderboot“
1911
Öl auf Leinwand
60,5 × 65 cm
Signiert links unten: Leo Putz

Provenienz

Ketter Kunst, München, Auktion am 14.05.2004, lot 124; ehemals Sammlung Leopold

Literatur

Vgl. Helmut Putz, Leo Putz. Werkverzeichnis in zwei Bänden, Bd. II, Gauting 1994, vgl. Nr. 434, sw-Abb. S. 658 ("Ruderpause")

Schätzpreis: € 35.000 - 70.000
Ergebnis: € 66.560 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Um 1909 - Leo Putz war 40 Jahre alt und hatte sich sowohl künstlerisch als auch gesellschaftlich bereits etabliert - war eine Zeit angebrochen, in der man sich wieder der Natur besann und die Freilichtmalerei pflegte. Auch Putz machte sich auf die Suche nach einem geeigneten Ort für die Sommer- und Herbstmonate und entdeckte Hartmannsberg, das zum Gebiet der oberbayrischen Seenplatte nordwestlich des Chiemsees gehört. Die idyllische Seen- und Moorgegend bot unzählige Motive für den Maler und seinen Freundeskreis; darunter seine ehemaligen Schülerinnen Frieda Blell und Clara Lotte von Marcard. Gemeinsam wohnten sie im Schloss ohne elektrisches Licht und Wasserleitungen, das in zahlreichen Bildern des Malers zwischen 1909 und 1917, meist am gegenüberliegenden Ufer eines Flusses, zu sehen ist.
Die „jungen Frauen im Kahn“ sind eines der Hauptmotive in dieser Zeit. Häufig ist es Frieda Blell, die spätere Frau von Leo Putz, die er mit breitem Florentiner-Hut und dunklem Band im Boot sitzend vom etwas erhöhten Ufer aus malt. Im vorliegenden Gemälde scheint die junge Frau im weißen Kostüm gerade anzulegen; die Ruder liegen still im kräuseligen Wasser, in dem sich die Bäume des gegenüberliegenden Ufers spiegeln. Mit der rechten Hand stützt sie sich am Boot ab, dreht sich in Richtung Ufer und blickt den Betrachter direkt an.
Hartmannsberg wurde zu einem wichtigen Treffpunkt und ein Ort des künstlerischen Austauschs für Putz und seine Künstlerfreunde, darunter auch sein enger Freund und Schüler Edward Cucuel. Erst mit Beginn des ersten Weltkrieges wurde Hartmannsberg als Sommerresidenz aufgegeben. „Schön sind sie anzuschauen – die gefälligen Aktbilder, die stimmungsvollen Kahnserien oder andere Werke von Leo Putz (…). Sie befriedigen das Bedürfnis nach malerischer Bravour, nach koloristischen Hochleistungen, nach handwerklicher Solidität. Sie sind raffinierte Stimulanzien, voll humorvoller Heiterkeit, erotischem Flair oder leicht verfliegender Melancholie, niemals abgründig (…) und ermutigen auch den heutigen Betrachter mit charmantem Imperativ: carpe diem!“ (Felix Billeter, in: Sommerträume und stille Zeit. Leo Putz und Münchner Malerfreunde um 1900. Sammlung Siegfried Unterberger, Ausstellungskatalog Kurhaus Meran, Meran 2000, S. 31)
(Ina Tempfer)