Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

13. Mai 2014, 17:00 Uhr

0061

Eugen Spiro*

(Breslau 1874 - 1972 New York)

„Halbakt bei der Toilette“
1930
Öl auf Leinwand
102 × 82 cm
Signiert und datiert rechts unten: Spiro 30

Provenienz

Karl & Faber, München, Auktion am 04. 06. 2002, Lot 438; ehemals Sammlung Leopold

Ausstellung

1934 Berlin, Jüdisches Museum (Eugen Spiro und Ludwig Meidner); 1964 New York, Galerie St. Etienne (Eugen Spiro), o. Kat.-Nr.; 1978 Köln, Galerie von Abercron (Retrospektive Eugen Spiro), Kat.-Nr. 18; 1980 New York, The Jewish Museum (The Circle of Montparnasse)

Literatur

Eugen Spiro 1874 Breslau - 1972 New York, Retrospektive. Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Druckgrafik, Ausst.-Kat. Galerie von Abercron, Köln / München, 1978, Kat.-Nr. 18, sw-Abb. S. 22; Vera Liebrecht, Eugen Spiro. Leben und Werk, Dissertation an der Technischen Hochschule Aachen, 1987, Abb. S. 287; Wilko von Abercron, Eugen Spiro. Spiegel seines Jahrhunderts, Werkverzeichnis und Monographie mit Dokumentation, Alsbach 1990, WV-Nr. A-30-8, Abb. S. 95 und 173

Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Ergebnis: € 29.040 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Eugen Spiro, ein Schüler von Franz von Stuck, wurde vor allem als vielgefragter Porträtist der gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und künstlerischen Elite Berlins bekannt. In den „goldenen zwanziger Jahren“ hatte er – finanziell sowie gesellschaftlich - den Höhepunkt seiner Karriere erreicht. Er porträtierte unter vielen anderen prominenten Modellen Lovis Corinth, Gerhart Hauptmann, Max Planck, Leni Riefenstahl und Jakob Wassermann, fertigte aber auch intime Bildnisse von Familienmitgliedern an, in denen er seine zweite Frau Elisabeth und seinen Sohn Peter festhielt.
Seine Porträts zeugen von großem psychologischen Einfühlungsvermögen und einem feinen Gespür für den besonderen Moment. Dabei geht es Spiro kaum um die Platzierung seiner Modelle im Raum, vielmehr richtet er den Fokus fast ausschließlich auf den dargestellten Menschen, was ihm unter anderem durch die Teilung seiner Bilder in zwei Gründe gelingt: die stark betonte Figur vorne vor einem eher dekorativen, einheitlichen Hintergrund, wie auch in diesem Halbakt. Als das Bild entstand, lebte Spiro in Berlin, auf das der Antisemitismus bereits erste Schatten zu werfen begann, sodass der Maler 1933 “freiwillig” seine zahlreichen Ämter niederlegte, um als jüdischer Künstler keine Angriffsflächen zu bieten und schließlich 1935 nach Paris emigrierte.
Dass er besonders als Porträtist von Damen schon früh geschätzt wurde, zeigt sich anhand eines Artikels aus dem Jahre 1904: “Vor allem ist er stets eine sehr regsame und nervöse Erscheinung mit einem ungewöhnlichen Sinn für Schönheit, Frauenschönheit, und zwar, wenn man es so sagen darf, für die letzte Frauenschönheit. Denn es ist unleugbar, das unser Schönheitsbegriff etwas ist, das sich von Jahr zu Jahr wandelt, das mit der Kleidung stets den Farbengeschmack, den Menschen, die Gesichter, selbst die Seelen umformt. (…) und so vereint dieses mondäne, und scheinbar nur mondäne Talent mit einer äußersten und letzten Eleganz, die er liebt, ein seelisches Moment.” (Georg Hermann, Eugen Spiro, in: Ost und West, Heft 4, April 1905, S. 2 und 238)
(Ina Tempfer)