Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

13. Mai 2014, 17:00 Uhr

0103

Zoran Music*

(Görz 1909 - 2005 Venedig)

„Interieur einer Kathedrale“
1984
Öl auf Leinwand
115 × 81 cm
Signiert und datiert unten mittig: Music 84

Provenienz

österreichischer Privatbesitz

Ausstellung

1997 Laibach, International Centre of Graphic Arts (Artists of existence, 14. Mai - 15. Juni), Kat.-Abb. S. 37

Literatur

Siegbert Metelko, Charlotte Hug, Zoran Music, Artacatos, Vaumarcus / Zürich 2009, Abb. S. 475 sowie S. 634

Schätzpreis: € 35.000 - 70.000
Auktion ist beendet.

Zoran Music entfaltet seine künstlerische Eigenart an den Schnittstellen unterschiedlicher Kulturen. Geboren als Kind slowenischer Eltern im italienischen Görz, 1909 noch Teil des k. u. k. Reichs, aufgewachsen in Kärnten, verbringt er den Großteil seines Lebens in Venedig und Paris. Bei einem längeren Spanienaufenthalt kommt er mit der Kunst Francisco de Goyas in Berührung, dessen Mystik und dunkle Abgründigkeit ihn sofort in ihren Bann ziehen. Die Begegnung mit den abstrakten Tendenzen in der Pariser Zeit hinterlässt Spuren in Musics Oeuvre, führt aber nicht zur kompletten Verdrängung des Gegenständlichen. Landschaften, seien es jene des dalmatinischen Karst, die seiner zweiten Wahlheimat Italien oder jene, die sich in seinem Inneren herausformen, sind zentrale Themen seines Werks. Dabei transzendiert er die Naturdarstellung in eine höhere Ebene, dringt in die Geheimnisse ein, die jedem Motiv innewohnen. „Music ist ein Lyriker des Ausdrucks, ein Poet der Farbe.“ (Humbert Fink, in: Zoran Music. Zeichnungen, Aquarelle, Gouachen. 1945 – 1990, Klagenfurt 1990, o. S.)

Der große künstlerische Durchbruch und die Anerkennung der Bedeutung seines Werks findet vor allem in den 1970er und frühen 1980er Jahren ihren Niederschlag. Zoran Musics Arbeiten werden in großen Retrospektiven im Musée d’Art Moderne und dem Centre Pompidou in Paris sowie dem Museo Correr in Venedig gezeigt, 1982 und 1985 auf der Biennale in Venedig. Zahlreiche internationale Galerien vertreten den Künstler und vermitteln seine Arbeiten an Museen und bedeutende Sammlungen.

In jener Zeit erwacht eine Faszination für Architektur, so finden sich von 1984 bis 1986 mehrere Varianten des Inneren einer Kathedrale auf Papier und Leinwand, sowie die Fassadenansichten venezianischer Häuser. Allen gemeinsam ist eine tonige Farbgebung in gedecktem Braun und Grau. Der lockere Farbauftrag hat eine fast kreidige Wirkung und verstärkt den Eindruck des schummrigen Lichtes im dunklen Gotteshaus. Dabei wendet Music eine besondere Technik an. „Die Leinwand bleibt nahezu naturbelassen (…) Die Farbe wird (…) mit ‚trockenem Pinsel’, aufgetragen. Das Licht strömt (…) aus dem Inneren hervor, wird moduliert und getönt. Seine Leuchtkraft ähnelt jener der Glut unter der Asche.“ (Paolo Rizzi in: Zoran Music. Zeichnungen, Aquarelle, Gouachen. 1945 – 1990, Klagenfurt 1990, o. S.) Mystisch sickert zartes Licht durch die Rosette über dem Portal, dessen Holz mit seinem sanften Braunton einen wärmenden Akzent gegen das kalte Grau der steinernen Architektur setzt. Rechts davon sind Nischen oder Öffnungen, aus denen gelbes Licht dringt. Ist es das Sonnenlicht, das sich von außen einen Weg in die Kirche bahnt oder sind es Kerzen, die warmes Licht ausstrahlen? Die fast unwirkliche Atmosphäre spiegelt die Sehnsucht des Künstlers nach Einsamkeit und Stille wieder, das innere Leuchten, das den Bildraum vibrieren lässt, vermittelt aber ein Gefühl der Geborgenheit.
(Sophie Cieslar)