Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

13. Mai 2014, 17:00 Uhr

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Objekt

0043

Alexander Rothaug*

(Wien 1870 - 1946 Wien)

„Frühlingsreigen der Oreaden“
1920-30
Öl auf Leinwand
96 × 130 cm
Signiert rechts oben: Alexander Rothaug
Eigenhändig bezeichnet rückseitig: Frühlingsreigen der Oreaden / Ölgemälde von / Alexander Rothaug
originaler Rahmen

Provenienz

Dorotheum, Wien, Auktion am 31. 05. 2005, lot 106; italienischer Privatbesitz

Wir danken Herrn Dr. Horst G. Ludwig für die freundliche Unterstützung bei der zeitlichen Einordnung des Werkes.

Schätzpreis: € 25.000 - 50.000
Ergebnis: € 66.000 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Nackte Bergnymphen formen sich zum ausgelassenen Tanz auf einer sonnenbeschienenen Hügelkuppe, die sich von den dunklen, eisbedeckten Gebirgsmassen im Hintergrund abhebt. Die Figuren sind stark bewegt, außerordentliche Spannung bestimmt die muskulösen Körper. Die kühle Farbigkeit der Haut, die das kalte Winterlicht reflektiert, unterstreicht die Wirkung aus Marmor gemeißelter Statuen. Das Gemälde wird von den kühlen, hellen Tönen der Tanzenden, des Schnees, des im Tal liegenden Nebels dominiert. Das leuchtende, mit blauen und weißen Blumen durchsetzte Grün der Wiese flimmert unruhig, der dunkle Hintergrund der Berge und das Blau des Himmels beruhigen und tragen das Gemälde. Die auf wenige, ausgesprochen satte Töne beschränkte Palette gemahnt an geschnittenen Stein, was vom kühlen, harten Farbauftrag unterstrichen wird. Diese Auffassung ist bezeichnend für die späteren Arbeiten Alexander Rothaugs. Auch der Einsatz von Komplementärfarben – das kräftige Rot und Gold der Haare steht in starkem Kontrast zu den Blau- und Grüntönen – ist Merkmal dieser späteren Zeit. Der meisterliche Umgang mit Proportion und Farbe zeichnen dieses Werk aus.

Sujets aus dem Bereich der antiken Mythologie sind für das gesamte Werk Alexander Rothaugs bestimmend. Die Frauenakte sind wie aus einem Lehrbuch zur menschlichen Anatomie genommen. Tatsächlich war die Systematisierung der idealen menschlichen Proportion ein großes Anliegen des Malers, der mit „Statik und Dynamik des menschlichen Körpers“ (1933) auch eine lose Blattsammlung zur Proportionslehre publizierte.
Alexander Rothaugs Kunstauffassung ist zwischen Natur und Ideal angesiedelt und ist beispielhaft für eine Zeit, die von den unterschiedlichsten parallel laufenden Kunstauffassungen geprägt ist. Seine dekorativen Gemälde stehen in der Tradition seiner Lehrer, darunter ist vor allem Carl Leopold Müller zu nennen, Rothaug zeigte sich aber auch von seinen Zeitgenossen wie Franz von Stuck beeindruckt.
(Nina Binder)