Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

13. Mai 2014, 17:00 Uhr

0117

Elizabeth Peyton*

(Danbury, Connecticut 1965)

„Empress Elisabeth of Austria“
1998
Aquarell auf Papier
151 × 102,5 cm
Rückseitig bezeichnet, signiert und datiert: Empress Elisabeth of Austria, 1998

Provenienz

Galerie Kargl, Wien; seither Privatbesitz, Wien

Schätzpreis: € 50.000 - 100.000
Ergebnis: € 157.700 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

“Nicht umsonst erinnern diese Bilder an Reliquienschreine oder Votivgaben – es handelt sich um Idole, die nur von ferne angebetet werden: zu Ikonen geworden und jeder Sinnlichkeit entrückt sind“, schreibt der Schriftsteller R. Walle über die Porträts der Amerikanerin Elisabeth Peyton. Die junge Malerin drückt die Evidenz ihrer Traumwelten nie direkt aus, sondern findet sich selber in anderen Gesichtern wieder, auch in denjenigen aus anderen Zeiten. (…) Peytons zeitlos einstimmende „Kultbilder“, die kuschelig-kitschig bis hintergründig-melancholisch wirken, zeigen vertraulich und hierarchielos absurde bis hoch-romantische Charaktere, an denen sich auch Sehnsüchte des Massenpublikums entflammen: Prinzessin Diana, Oasis-Sänger Lliam Gallagher, Sisis Freund, der dämonische Märchenprinz Ludwig II. oder Sisi selbst eng neben Privatfreunden der Künstlerin sind Vorbilder übersensibler Haltungen, die Peyton zu ihrer privat resemantisierten „Ahnengalerie“ stilisiert. Somit wird auch die Kluft zwischen Privatheit und Öffentlichkeit visionär überbrückt." (Goschka Gawlik, Tina Kosak, in: Sisi – Sisismus, Sisismen 1998, S. 10)

Die 1965 in Danbury, Connecticut, geborene amerikanische Künstlerin Elizabeth Peyton ist international für ihre, vor allem kleinformatigen, Porträtgemälde bekannt und zählt zu den bedeutendsten Malerinnen ihrer Generation. Sie studierte an der School of Visual Arts in New York wo sie, neben Berlin, auch heute noch lebt und arbeitet. Ihre erste, bahnbrechende, Solo-Ausstellung fand 1993 im legendären Chelsea Hotel in New York statt. Überraschenderweise wurden dort nicht Porträts ausgestellt, die zu diesem Hotel und seiner spektakulären Geschichte passen würden, sondern feinsinnig getroffene Porträts von Literaten und anderen bedeutenden Personen des 18. und 19. Jahrhunderts. Diese beiden Epochen interessierten die amerikanische Künstlerin bereits in ihrer Jugend und sie zitiert nach wie vor in ihren Arbeiten aus literarischen Werken und Biographien von Autoren und Dichtern wie Oscar Wilde, Rupert Brooks oder Gustave Flaubert, deren tiefe Auseinandersetzung mit unterschiedlichen sozialen Milieus sie teilt und schätzt.

Peytons Bildauswahl wird nicht dem Zufall überlassen. Ihre dargestellten Sujets werden sehr sorgfältig und bedacht ausgewählt. Weder der soziale Status noch Ruhm oder Schönheit ziehen Peyton für ihr künstlerisches Schaffen an, sondern Menschen, zu denen sie eine große Affinität und geistige Verwandtschaft verspürt. Oder auch Personen, deren Lebensweg inspirierende Auswirkungen auf andere hatte. Die Liste der von ihr Porträtierten reicht von historischen Figuren wie William Shakespeare, Marie Antoinette oder Napoleon bis zu Musikern und Künstlern ihrer Generation. Aber auch Familienmitglieder oder gänzlich Unbekannte finden sich auf ihren Zeichnungen, die von hoher Emotionalität geprägt sind, wieder. Die meisten Dargestellten haben oft soziale Bedingungen und Auflagen auf rebellische Art und Weise missachtet, sind ihren eigenen Weg gegangen und sich treu geblieben. Auch die hier abgebildete Kaisern Elisabeth von Österreich passt genau in dieses Schema. Sie war in vielerlei Hinsicht eine Frau, die ihren eigenen Weg ging, um ein selbstbestimmtes Leben kämpfte, feministische Ansichten hatte, ihrer Zeit weit voraus und unangepasst war. Bei diesem hier in der Auktion angebotenen Aquarell lässt Peyton, wie in vielen anderen ihrer Bilder, Verträumtheit, Romantik, Schwermut und Mystizismus einfließen. Die Wasser- und Farbtropfen, die während des Malprozesses über das Bild verliefen, verstärken die Wirkung, dass die dargestellte Figur mit dem Hintergrund verschmilzt.

Peytons Porträts der Reichen und weniger Reichen, der Berühmten und weniger Berühmten haben in den letzten Jahren in der internationalen Kunstszene Kultstatus erreicht. Ihre Arbeiten, die durch ihren suggestiven Stil sehr beeindrucken, befinden sich in Sammlungen großer Museen, Privatkollektionen und Galerien. Unter anderem im Museum of Modern Art (New York), der Whitechapel Art Gallery (London), dem Whitney Museum of American Art (New York), dem Museum für Gegenwartskunst (Basel) oder auch im Centre national d'art et de culture Georges Pompidou (Paris). Bis Oktober 2014 werden Arbeiten der Künstlerin im Kunstmuseum Wolfsburg bei der Ausstellung „Spuren der Moderne“ gezeigt. (AP)